Nachlass Heinrich Fausel

Identifier
D 33
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1923 - 31 Dec 1966
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

1,5 lfd. m, 146 Verzeichnungseinheiten

Scope and Content

Biografische Informationen

Heinrich Fausel, Sohn des Schulrektors Heinrich Fausel, wurde am 15.11.1900 in Reutlingen geboren und starb am 2.2.1967 in Tübingen. Nach dem Besuch der Seminare Schöntal und Urach studierte Fausel in den Jahren 1919-1922 an den Universitäten von Tübingen und Marburg Theologie und Philosophie. In den folgenden Jahren wirkte er als Vikar in Göttelfingen, Unterhausen und Cannstatt, ehe für ihn 1927 die erste Einstellung als Pfarrer in Heimsheim im Kreis Leonberg erfolgte. Hier wirkte Fausel bis 1952, wobei er sich insbesondere um den Wiederaufbau der bei Kriegsende zerstörten Gemeinde als kommissarischer Bürgermeister Verdienste erwarb. 1946 bis 1963 (bis 1952 zunächst kommissarisch) leitete Heinrich Fausel als Ephorus das Evangelisch-Theologische Seminar in Maulbronn. 1957 übernahm er zugleich als Ehrendoktor den Lehrauftrag für württembergische Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen. 1963 wurde ihm hier die Honorarprofessur verliehen.

Heinrich Fausel gehörte von Anfang an zu den führenden Mitgliedern der Kirchlich-theologischen Sozietät, welche durch ihre entschiedene Haltung gegen den Nationalsozialismus während des Kirchenkampfes und auch nach dem 2. Weltkrieg im Konflikt mit der württembergischen Kirchenleitung stand. Bis 1958 arbeitete Heinrich Fausel in der Sozietät aktiv mit.

Von seiner Studienzeit an betätigte sich Fausel auf dem Feld der historischen Forschung. Davon zeugen eine Reihe von wissenschaftlichen Aufsätzen, Abhandlungen und lexikographischen Artikeln. Vor allem auf dem Gebiet der Luther-Forschung trat Fausel in seiner theologisch-wissenschaftlichen Tätigkeit hervor.

Bestandsgeschichte

Der Nachlaß von Heinrich Fausel besteht neben Material eigener Provenienz auch aus solchem , das bei dem Pfarrer und Mitstreiter der Kirchlich-theologischen Sozietät, Paul Schempp, erwachsen ist und von diesem an Fausel weitergelangt ist. Dieses Material wurde separat im Anschluß an den Nachlaß Fausel verzeichnet. Einen Großteil des Nachlasses machen hand- und maschinenschriftlich vorliegende Predigten und Manuskripte Fausels aus, welche - soweit möglich - bei der Ordnungsarbeit chronologisch gereiht wurden. Eine umfangreiche Zusammenstellung von Material verschiedener Struktur zu einzelnen Personen und Institutionen (Predigten, Manuskripte, Durchschläge von fremden Korrespondenzen, Rundschreiben, Zeitungsausschnitte) konnte in ihrem personen- bzw. institutionsbezogenen Aufbau übernommen und einzeln verzeichnet werden.

Im Januar 2000 wurden dem Landeskirchlichen Archiv Stuttgart als Nachtrag zum bereits verzeichneten Nachlaß-Bestand vom Witwer der verstorbenen Frau Leonore Siegele-Wenschkewitz noch etliche Unterlagen aus dem Nachlaß Fausels übergeben. Frau Siegele-Wenschkewitz, zuletzt Leiterin der Evangelischen Akademie Arnoldshain, war offenbar im Zuge ihrer Forschungen zum Kirchenkampf in den Besitz der Nachlaßteile gelangt.

Das 1997 erstellte Findbuch zum Bestand D 33 mußte daher überarbeitet werden; zum Teil wurden auch einzelne Schriftstücke neu zugeordnet. Die Erschließung wurde 2000 von Michael Bing abgeschlossen. Die nach Sachbetreffen formierten Korrespondenzen zeugen von Fausels Beteiligung am sogenannten Kirchenkampf auf Bezirks-, Landes- und Reichsebene, von seinem Handeln und Wirken für die Kirchlich-theologische Sozietät, die Jungreformatorische Bewegung, den Pfarrernotbund, die Kirchlich-theologischen Arbeitskreise und die Evangelische Bekenntnisgemeinschaft.

Die Auseinandersetzungen um das Verhältnis von Kirche und Staat in den ersten Monaten nach der ”Machtergreifung“ 1933 finden in den Nachlaßakten ebenso ihren dokumentarischen Niederschlag wie die Spaltung der Württembergischen Glaubensbewegung im Herbst 1933 und der Einbruch des Reichsbischofs in die Landeskirche 1934. Vor allem die Vorgänge der Jahre 1933/34 sind hierbei recht ausgiebig dokumentiert. Aber auch die in den Folgejahren entstehende Abgrenzung der Sozietät zur Evangelischen Bekenntnisgemeinschaft spiegelt sich hier wider. Bedauerlicherweise besteht gerade für den Zeitraum Mitte 1937 bis 1938 eine Lücke in der Überlieferung des Nachlasses, daher findet sich beispielsweise zum Streit um den Führereid mit Kirchenleitung und Bekenntnisgemeinschaft kein Quellenmaterial. Die Tätigkeit der Sozietät in der Nachkriegszeit ist dann wieder besser dokumentiert.

Bei der Einarbeitung des Nachtrages zum Nachlaß wurden Rundschreiben, Abschriften von Schriftwechsel u.ä. der Sozietät, welche von den Korrespondenzen getrennt abgelegt worden waren, in ihrer Ordnung unter der Rubrik ”Materialsammlung“ belassen.

Eine separate Sammlung von Rundschreiben und Flugblättern der Bekenntnisgemeinschaft, der Deutschen Christen, des Evangelischen Gemeindedienstes, des Wahldienstes des Oberkirchenrats u.a. zum Kirchenkampf wurde nicht im Nachlaß belassen, sondern der in den archivischen Sammlungen des Landeskirchlichen Archivs geführten Dokumentation zum Kirchenkampf eingereiht.

Drucksachen, welche sich im Nachlaß Fausels befanden, wurden soweit bibliographisch erfaßbar, an die Bibliothek des Oberkirchenrats abgegeben. Hierzu gehören u.a. das Calwer Kirchenlexikon, einzelne Ausgaben des Deutschen Pfarrerblattes, gedruckte Predigten v.a. von Landesbischof Theophil Wurm.

Eine Sammlung von Zeitungsberichten zum Dritten Reich und 2. Weltkrieg ohne jeglichen Bezug zu Theologie und Kirche wurde von der Bibliothek für Zeitgeschichte in Stuttgart übernommen. Ein Teil der Zeitungsausschnittsammlung Fausels (u.a. zu Martin Luther und Melanchthon) befindet sich unter Angabe der Provenienz nunmehr in den Sammlungsbeständen des LKA.

Zur Kassation freigegen wurden Dubletten von Drucksachen, Rundschreiben und Manuskripten, maschinenschriftliche Buchexzerpte sowie eine Sammlung von Erlassen des Oberkirchenrats.

Da der Nachtrag zum Nachlaß im Jahre 2000 nicht als Anhang an das bereits erstellte Findbuch von 1997 verzeichnet, sondern gänzlich eingearbeitet wurde, mußte zum Teil in die bestehende Ordnung eingegriffen werden. Bestell- und Ordnungsnummer der einzelnen Verzeichnungseinheiten entsprechen sich daher nicht. Der in den Jahren 1996 und 2000 verzeichnete Nachlaß Heinrich Fausels umfaßt bei 146 Nummern 1,5 lfd.m und bildet den Bestand D 33.

People

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