Nachlass Theophil Wurm

Identifier
D 1
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1883 - 31 Dec 1986
Source
EHRI Partner

Scope and Content

Biografische Informationen

Theophil Wurm wurde am 7. Dezember 1868 in Basel geboren. Nach dem Besuch der Universität Tübingen legte er im Jahr 1891 seine 1. Theologische Dienstprüfung ab und war 1894-1899 Stadtvikar in Stuttgart. Im Jahr 1913 wurde er 2. Stadtpfarrer in Ravensburg und war 1919 Mitglied der Landesversammlung, 1920 auch Abgeordneter im württembergischen Landtag. Seit 1920 war er Dekan in Reutlingen, 1927 wurde er Prälat und Generalsuperintendent von Heilbronn, im Jahr 1928 wurde er als Nachfolger von Prälat D. Merz zum Kirchenpräsidenten gewählt. Am 8. Juli 1933 nahm er den Titel Landesbischof an und stand bis 1949 an der Spitze der Württembergischen Evangelischen Landeskirche. 1925 wurde er als Mitglied in den 1. württembergischen Landeskirchentag zugewählt, die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität verlieh ihm im Jahr 1929 die Würde eines Doktors der Theologie honoris causa. 1945-1949 war er Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Unter Landesbischof D. Wurm hatte die Württembergische Landeskirche die Jahre des Kirchenkampfs (1933 ff.) zu bestehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und noch nach seiner Pensionierung bemühte er sich um eine seiner Ansicht nach gerechter Rechtsprechung über Kriegsverbrecher und um eine menschenwürdige Behandlung der Kriegsgefangenen und Internierten. Diese Arbeit wurde hauptsächlich vom sog. Büro Wurm geleistet.

Theophil Wurm starb am 28. Januar 1953 in Stuttgart.

Bestandsgeschichte

Nach der Pensionierung von Landesbischof D. Theophil Wurm im Jahr 1949 und nach seinem Tod im Jahr 1953 erhielt das Landeskirchliche Archiv Akten und Unterlagen aus dem Besitz des Landesbischofs, soweit sie im Dienstgebäude des Evangelischen Oberkirchenrats lagerten. Nach manchen Ansätzen zu einer Ordnung und Verzeichnung, die noch in die Jahre vor 1956 zurückreichen, konnte vom Herbst 1963 bis zum Sommer 1964 das Repertorium erstellt werden. Wegen der Bedeutung des Materials wurde der Nachlaß von Landesbischof D. Wurm an die Spitze der Beständegruppe D gestellt.

Das Material, das jetzt zum Nachlaß Wurm zusammengestellt ist, setzt sich vor allem aus Entwürfen und Materialsammlungen zusammen. Viele Entwürfe haben ihr Gegenstück in den Registraturakten des Evangelischen Oberkirchenrats in Stuttgart. Der Nachlaß enthält aber auch Stücke, die nicht über den Zustand eines Konzepts gediehen sind und solche, die aus mancherlei Gründen den Weg in die Registratur des Evangelischen Oberkirchenrats nicht gefunden haben. Ein Nachteil ist es, daß aus vielen Stücken der Empfänger und der Bearbeiter nicht zu ersehen ist und daß oft nicht zu erkennen ist, ob das Schriftstück überhaupt ausgefertigt wurde. Die Akten des Büros Wurm, die nach 1945 erwachsen sind, enthalten wertvollste Dokumente über die Tätigkeit des Landesbischofs und Altlandesbischofs in der Nachkriegszeit. Hier handelt es sich weitgehend um Originale, die sonst in keiner kirchlichen Registratur in Württemberg zu finden sind; einige vergleichbare und parallel laufende Stücke liegen in der Registratur des Evangelischen Oberkirchenrats auf Generalia Bund 345a. Der gesamte Nachlass Wurm ist durch vielfältige Sammlungen ergänzt, die einen hohen zeitgeschichtlichen Wert besitzen.

Teile des Nachlasses Wurm dürften sich noch im Besitz der Familie befinden; sie konnten bisher nicht mit dem hier verzeichneten Teil vereinigt werden.

Bei der Verzeichnung wurden Sammlungen aus anderer Hand, die die eigentlichen Nachlaßakten ergänzen, mit diesen zu einem Bestand zusammengestellt. An solchen Sammlungen wurden aufgenommen: Handakten von Oberkirchenrat Seiz zur Landeskirchenversammlung von 1919 (Nr. 11 und 12), Handakten von Dekan Voelter, Brackenheim, zu demselben Betreff (Nr. 13-15) sowie Handakten von Prälat D. Metzger über die Tätigkeit der Evangelischen Bekenntnisgemeinschaft in Württemberg 1934-1938 (Nr. 87-100). Kleinere Bestände stammen aus dem Besitz von Herrn Eugen Schick, Stuttgart (Nr. 59,3), von Frau Baumann, Stuttgart, Olgastraße 98, und von Prälat Meyer-List (Nr. 116,5). Nicht gesondert aufgeführt sind Einzelstücke, die dem Landeskirchlichen Archiv von den Oberkirchenräten Borst, Pressel, Sauter und Schaal sowie von Pfarrer Immanuel Kammerer zugegangen waren.

Die Ordnung des gesamten Materials ergab sich aus der chronologischen Folge der behandelten Ereignisse von selbst. In einer l. Abteilung sind Papiere, Predigten, Ansprachen und Manuskripte von Theophil Wurm zusammengefaßt, die sich auf die Zeit seines ganzen Lebens beziehen. ihnen sind Manuskripte von verschiedenen Verfassern angeschlossen, die bei den Handakten gesammelt wurden; diese Stücke stehen zwar nicht alle in einem unmittelbaren Verhältnis zur Arbeit des Landesbischofs, wurden aber wegen ihres zeitgeschichtlichen Werts aufgenommen (Nr. 1-7). In der II. Abteilung folgen dann die Akten bis zum Beginn des Dritten Reiches (Nr. 8 39), die einen Überblick über manche, in den sonstigen kirchlichen Akten weniger behandelte Fragen ergeben.

Abteilung III enthält das Material zur Zeit des Dritten Reiches 1933-1945 (Nr. 40-192). Die Hauptakten über den Kirchenkampf in Württemberg wurden nur chronologisch geordnet, das Nebeneinander von vielen Strömungen, besonders in der Anfangszeit ließ es nicht geraten erscheinen, zu differenzierte Betreffe zu bilden. Die Materialsammlungen (Rundschreiben, Informationsdienste, Zeitungsausschnitte) sind nach Möglichkeit gesondert aufgeführt. Größere Aktenzusammenhänge wie das Material über die Tätigkeit der Württembergischen Bekenntnisgemeinschaft, der Kirchlich-Theologischen Sozietät und anderer Gruppen sind ebenfalls unter eigenen Betreffen verzeichnet. Die Akten über die Vorgänge in der Deutschen Evang. Kirche sind nicht so vollständig wie die Akten über Württemberg. Die einzelnen Deutschen Landeskirchen sind nach dem Kirchlichen Jahrbuch 1932 gegliedert. Einzelne kleinere Aktengruppen über das Kirchliche Einigungswerk, den Lutherischen Rat, den Zweiten Weltkrieg und über ökumenische Fragen sind gesondert aufgeführt.

In Abteilung IV ist das gesamte Material zur Nachkriegszeit zusammengefaßt (Nr. 193-336). Die Gliederung schließt sich zunächst an Abteilung III an, den Akten über Württemberg folgt das Material über die Evang. Kirche in Deutschland, über die Deutschen Landeskirchen und über die Kath. Kirche. In der Allgemeinen Korrespondenz sind alle Unterlagen zusammengetragen, die wegen ihres zeitgeschichtlichen Werts zu erhalten waren, aber so viele und mannigfache Einzelfälle behandeln, daß eine Aufgliederung nach Betreffen nicht möglich erschien. Die Korrespondenz mit den Alliierten Militärregierungen leitet über zu der Hauptgruppe dieser Abteilung, zu den Akten über Kriegsverbrechen. Nach allgemeinen Betreffen folgen die Akten zu den Prozessen, die vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg stattfanden. An der Spitze der einzelnen Prozesse stehen, soweit vorhanden, die allgemeinen Akten, ihnen folgen die einzelnen Fälle. Die Reihenfolge richtet sich nach der Folge der Prozesse in Nürnberg. Den Abschluß bilden Akten über Kriegsverbrecherprozesse, die von verschiedenen Gerichten geführt wurden, und Akten über Euthanasieprozesse, für die deutsche Gerichte zuständig waren.

Der hier verzeichnete Bestand D 1 ist für die Jahre 1932 bis 1945 ausgewertet in der von Gerhard Schäfer bearbeiteten Dokumentation zum Kirchenkampf. Bd. 1ff. (Stuttgart, Calwer Verlag 1971 ff.). Die Register dieser Bände erschließen mit dem Hinweis auf die Fundstellen der Dokumentation im Nachlaß Wurm auch den Bestand D 1.

Der bis dahin überlieferte Bestand wurde im Jahre 1995 sicherungsverfilmt.

Das 1964 von Gerhard Schäfer maschinenschriftlich erstellte Findbuch wurde 1999 von Michael Bing mit Hilfe der EDV formal überarbeitet, wobei zudem die Mikrofilm-Signaturen hinzugefügt wurden; die einzelnen Titelaufnahmen wurden in das Datenbank-Programm Faust übertragen.

Im Jahr 2012 konnte noch ein Nachtrag zu dem Bestand hinzugefügt werden. Er wurde von Bibliotheksreferendarin Anette Scheiner vorläufig erschlossen, ist aber noch nicht abschließend bearbeitet.

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