Nachlass Jan Sehn
Extent and Medium
0,15 lfd. m
Scope and Content
Jan Sehn (1909-1965) wurde am 22.04.1909 in Tuszów Maly im damaligen Österreich-Ungarn geboren. Er legte sein Abitur in Mielec ab und engagierte sich in der Jugendorganisation "Legion Mlodych" (Legion der Jungen) des Staatspräsidenten Józef Pilsudski. Anschließend studierte er an der Jagiellonen-Universität in Krakau Rechtswissenschaft. Nach seinem Abschluss im Jahr 1933 erhielt Sehn zunächst eine Stelle als Gerichtsreferendar, später als Assessor am Bezirksgericht Krakau. Während des Deutschen Überfalls im September 1939 nahm Sehn an der Verteidigung Polens teil. Anschließend wechselte er seine Anstellung und wurde Sekretär und Büroleiter der Industrievereinigung der Gastwirte und Verwandter Berufe in Krakau um auf diese Weise nicht im Justizapparat der neuen Machthaber kollaborieren zu müssen. Nach Kriegsende wurde Sehn zum Untersuchungsrichter und Leiter der Krakauer Bezirkskommission zur Untersuchung der deutschen Verbrechen ernannt. Seine Behörde untersuchte 1945/46 erstmals die im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz begangenen Verbrechen und stellte die Täter, darunter den ehemaligen Kommandanten des KZ Plaszow, Amon Göth, den ehemaligen Kommandanten des Konzentrationslagers Auschwitz, Rudolf Höß und Josef Bühler, den ehemaligen Stellvertreter des Generalgouverneurs Hans Frank vor Gericht. Unter Sehn fand zudem von November bis Dezember 1947 der sogenannte Krakauer Auschwitz-Prozess gegen 40 ehemalige Angehörige des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz statt. 1949 wurde Sehn Leiter des Forensischen Instituts in Krakau und lehrte gleichzeitig als Professor an der Jagiellonen-Universität. Ab dem Jahr 1960 arbeitete Sehn eng mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main unter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer bei der Vorbereitung des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses zusammen. Auf seine Vermittlung hin, konnte das Gericht im Dezember 1964 zu einer Augenscheinseinnahme das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz besuchen. Sehn verstarb überraschend während eines Aufenthaltes anlässlich der Eröffnung des 2. Frankfurter Auschwitz-Prozesses in Frankfurt am Main am 12.12.1965.
Der Nachlass Jan Sehn umfasst nach Erschließung, Entmetallisierung und Umbettung zwei Archiveinheiten mit einem Gesamtumfang von 0,15 laufenden Metern. Er besaß bei der Übernahme keine innere Ordnung, so dass bei der Verzeichnung durch den Bearbeiter Johannes Beermann-Schön im August 2023 eine komplette Neuordnung geschaffen werden musste. Diese orientiert sich an den "Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen" (RNA). Der Nachlass besteht ausschließlich aus dem Bereich "Korrespondenz". Hier finden sich Reproduktionen aus dem Nachlass Jan Sehns im Instytut Pamieci Narodowej, vor allem Korrespondenzen mit am 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess beteiligten Personen. Da der Nachlass Jan Sehn ausschließlich aus Reproduktionen aus einem Fremdarchiv besteht, ist er für die externe Nutzung gesperrt.
Subjects
- Krakauer Auschwitz-Prozess
- 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
Places
- Krakau
Bequest Jan Sehn
Extent and Medium
0.15 running meters
Scope and Content
Jan Sehn (1909-1965) was born in Tuszów Maly in former Austria-Hungary on April 22, 1909. He graduated high school in Mielec and became involved in the youth organization Legion Mlodych (Legion of the Youth) of President Józef Pilsudski. He then studied law at the Jagiellonian University in Kraków. After graduating in 1933, Sehn obtained a position first as a judicial clerk and later as an assessor at Kraków District Court. During the German invasion in September 1939, Sehn participated in the defence of Poland. To avoid collaborating with the judicial apparatus of the new rulers, he then changed his position and became secretary and office manager of the Industrial Association of Innkeepers and Related Professions in Kraków. After the end of the war, Sehn was appointed examining magistrate and head of the Kraków District Commission for the Investigation of German Crimes. In 1945/46, his office investigated the crimes committed at Auschwitz concentration camp for the first time. Sehn brought the perpetrators to trial, including the former commandant of Plaszow concentration camp, Amon Göth, the former commandant of Auschwitz concentration camp, Rudolf Höß, and Josef Bühler, the former deputy to the governor-general, Hans Frank. Under Sehn's supervision, the so-called Kraków Auschwitz Trial against 40 former members of Auschwitz concentration camp took place from November to December 1947. In 1949, Sehn became the head of the Forensic Institute in Kraków while also teaching as a professor at Jagiellonian University. Starting in 1960, Sehn worked closely with the public prosecutor's office in Frankfurt on the Main under the Hessian General Attorney Fritz Bauer in the preparation of the First Frankfurt Auschwitz Trial. Through his mediation, the court was able to visit the former Auschwitz concentration camp in December 1964. Sehn died unexpectedly visiting Frankfurt for the opening of the Second Frankfurt Auschwitz Trial on December 12, 1965.
After description, demetallization, and filing, the bequest Jan Sehn contains 0.15 running meters. During indexing in August 2023, the processor Johannes Beermann-Schön completely reorganized the bequest. The structure conceptually follows the "rules for the description of personal papers and autographs" (RNA, Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen). The bequest Jan Sehn solely consists of the section "correspondence" ("Korrespondenzen"). It contains reproductions from Jan Sehn's bequest at the Instytut Pamieci Narodowej, above all correspondences with persons involved in the First Frankfurt Auschwitz Trial. Since the bequest Jan Sehn only consists of reproductions from a third-party archive it is blocked for external users.
Subjects
- Kraków Auschwitz Trial
- First Frankfurt Auschwitz Trial
Places
- Kraków