Nachgeordnete Dienststellen des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes mit zentraler Zuständigkeit
Extent and Medium
Schriftgut
181 Aufbewahrungseinheiten
3,2 laufende Meter
Creator(s)
- Nachgeordnete Dienststellen des Oberkommandos der Wehmacht/Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes mit zentraler Zuständigkeit, 1939-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Der vorliegende Bestand RW45 beinhaltet Unterlagen von neunzehn unterschiedlichen Provenienzstellen. Um diese sehr verschiedenartigen Instanzen und ihre Aufgaben erläutern zu können, muss ein kurzer Blick auf die vorgesetzte Dienststelle geworfen werden:
Das im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) wurde am 22. November 1939 mit ihren Wirtschaftsstäben und Wehrwirtschaftsoffizieren (WO) errichtet und erfuhr im Laufe seiner Existenz zahlreiche Umstrukturierungen und Verschiebungen der Aufgabenbereiche. Die Aufgaben des Wwi.Rü.A. bestanden in der Beschaffung von Waffen und Ausrüstung für die Wehrmacht. Ferner kümmerte es sich neben der Bereitstellung von Rohstoffen, Arbeitskräften und Transportraum um die Erkundung und Ausnutzung des Wirtschafts- und Rüstungspotentials der besetzten Gebiete.
Das Amt der Verbindungsoffiziere (VO) existierte bereits vor Kriegsbeginn. Sie erhielten jedoch erstmals tatsächlich Kompetenzen mit dem Einmarsch und der Besetzung Polens. VO’s wurden in bestimmten Gebieten wie beispielsweise Mähren, Pommern und Ostpreußen eingesetzt.
Sie waren das Bindeglied zwischen Wwi.Rü.A. und den genannten Dienststellen zum Austausch von Informationen über die wirtschaftliche, finanzielle und die Rüstung betreffende Lage im In- und Ausland. Schon während des Einmarsches in Polen gab es eine Doppel- und Nebeneinanderarbeit, z.B. mit Truppenführern, die auch in den Folgejahren immer wieder zu Kompetenzüberschneidungen und damit zu Reibungen führte.
Wehrwirtschaftsoffiziere (WO) wirkten in den diplomatische Vertretungen Deutschland als Kontaktpersonen zwischen dem Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt und den Botschaften verbündeter und neutraler Staaten.
Sie sicherten den Informationsfluss über beispielsweise den Rüstungshandel zu gegnerischen Staaten und führten Vertragsverhandlungen auf wirtschaftlichem und finanziellem Gebiet.
Die Deutsche Industriekommission in Bern war dem Wwi.Rü.A. direkt nachgeordnet und nahm ein breites Aufgabensektrum wahr, das sich von Verhandlungen mit der schweizerischen Regierung über Reise- und Handelsverkehr, über Rüstungsaufträge der Wehrmacht bis zu Fragen nach Unterstützungs- und Rentenzahlungen an Schweizer in Deutschen Reich erstreckte.
Nachdem am 10. Januar 1942 der Befehl zur Aufstellung der Inspektion für wehrwirtschaftliches Ersatz- und Ausbildungswesen mit fünf wehrwirtschaftlichen Ersatzabteilungen erfolgt war, nahm diese am 1. Februar gleichen Jahres ihre Geschäfte in der Kaiserallee 216-218, Berlin auf. Die Aufgaben der Inspektion waren neben der Überwachung und Koordinierung des gesamten Ersatz- und Nachschubwesens und der Ausbildung des Personals aus den Wehrwirtschafts- und Rüstungsorganisationen in den besetzten Gebieten auch die Aufsicht über die und die im Inland stationierten mobilen Wehrwirtschaftsdienststellen. Weiterhin stellte die Inspektion wehrwirtschaftliche Dienststellen und Einheiten eigenständig auf. Somit war das gesamte Ersatz- und Ausbildungswesen aus den Bereichen Wehrwirtschaft und Rüstung unter einer einheitlichen Leitung zusammengefasst. Im Oktober 1943 wurde der Sitz der Dienststelle in die Harmoniestraße 7 in Dresden-Radebeul verlegt.
Die wehrwirtschaftlichen Ersatzabteilungen 1 und 2 wurden bereits im August 1941 eingerichtet. Die Ersatzabteilung 1 mit Sitz in der Berendkaserne (Wilhelmstraße 27, Berlin-Spandau) unterstand der Rüstungsinspektion III Berlin (Bestand RW 20-3). Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Aus- und Weiterbildung des militärischen Unterpersonals für Nachschub und Neuaufstellungen auch die Aufstellung neuer wehrwirtschaftlicher Dienststellen und die Koordination des Nachschubs für die wehrwirtschaftlichen Organisationen in den besetzten Gebieten. Am 1. Juni 1944 wurde diese Abteilung aufgelöst und in die Abteilung 4 eingegliedert.
Die wehrwirtschaftliche Ersatzabteilung 2 saß in der Rossegerschule in Dresden-Radebeul (Wasastraße) und war bis zur Übernahme durch die Inspektion für wehrwirtschaftliches Ersatz- und Ausbildungswesen der Rüstungsinspektion IV Dresden unterstellt. Sie bestand aus dem Abteilungsstab, zwei Kompanien und dem Kraftfahrzeugpark. Wahrgenommen wurden die Aus- und Weiterbildung von militärischem Unterpersonal für den wehrwirtschaftlichen Nachschub und die Aufstellung neuer wehrwirtschaftlicher Dienststellen und die Durchführung des Nachschubs für die Wehrwirtschaftsorganisationen in den besetzten Gebieten.
Ebenfalls in Dresden-Radebeul (Harmoniestraße 7) hatte die Ersatzabteilung 3 ihren Sitz. Ihre Aufgabe bestand in der Ausbildung von Offizieren, Sonderführern und Beamten für die allgemeine Rüstungswirtschaft sowie der Bereitstellung des Bedarfs an männlichen und weiblichen Zivilbediensteten für die Wehrwirtschafts- und Rüstungsdienststellen in den besetzten Gebieten.
Mit Errichtung der Ersatzabteilung 4 in Berlin wurde ein Verwaltungsbereich für die Bereiche „Rohstoff“, „Mineralöl“ und „gewerbliche Wirtschaft“ geschaffen. Während ihrer Existenz wechselte die Abteilung zuerst nach Senftenberg in der Lausitz und 1944 nach Dresden-Radebeul (Harmoniestraße 7). Aufgaben waren die Erfassung der für den Einsatz geeigneten Fachkräfte in oben genannten drei Bereichen, die Ausbildung dieser Fachkräfte sowie die Aufstellung von Rohstoff- und Mineralöleinheiten.
Während die wehrwirtschaftliche Ersatzabteilung 5 bei ihrer Errichtung 1942 noch ihren Sitz in Kassel hatte, wechselte sie diesen im August 1943 in die Reusskaserne (Gera). Neben der Erfassung und Aufstellung von landwirtschaftlichen Fachkräften für den Einsatz zählte die Betreuung der einberufenen Fachkräfte und ihre militärische und fachliche Ausbildung zu den Angelegenheiten der Abteilung 5.
Seit 1942 existierte in der Inspektion für wehrwirtschaftliches Ersatz- und Ausbildungswesen ein Lehrstab 1 für Offiziere, der mit Wirkung vom 1.Oktober 1943 aufgelöst wurde. An seiner statt errichtete man die Schule für Wehrwirtschaft als eine nachgeordnete Einrichtung des OKW/ Wehrwirtschaftsstabes, die verwaltungsmäßig der Panzerersatzabteilung 5 Neuruppin angegliedert war. Die Schule für Wehrwirtschaft wurde durch den stetig steigenden Bedarf an ausgebildeten Fachkräften für den Einsatz errichtet und bezog als Sitz das Schloss Wustrau in der Ostprignitz. Das von den wehrwirtschaftlichen Ersatzabteilungen benötigte Personal wurde in dieser Schule theoretisch und praktisch auf den Einsatz vorbereitet.
Nachdem die Dienststelle des „Inspekteurs für Erfassung und Einsatz von Rohstoffen in Belgien und Frankreich“ am 10. September 1941 aufgelöst worden war, errichtete der Minister für den Vierjahresplan zum gleichen Datum den Posten des „Generalinspekteurs für Erfassung und Einsatz von Rohstoffen in den besetzten Ostgebieten“. Dieser Generalinspekteur für Rohstofferfassung hatte folgende Aufgaben: Kontrolle der Erfassung, des Abtransportes und der Verwendung der Rohstoffe bei allen militärischen und zivilen Dienststellen, sowie Organisation der Abläufe bei den Abtransporten.
DieWehrmacht-Reifenstelle (WRSt) des Wehrwirtschaftsstabes im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) hatte den Bedarf, die Beschaffung und die Verteilung von Reifen für die Wehrmacht zu organisieren und koordinieren.
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Der vorliegende Bestand befand sich im „Archiv der Wehrwirtschaftsdienststellen“ (zuletzt Muskau/Oberlausitz) und wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nach Vacha/Thüringen ausgelagert. Mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen wurden die Akten beschlagnahmt und erst im Jahre 1960 von den USA an das Bundesarchiv-Militärarchiv zurückgegeben.
Bestandsbeschreibung
Im Bestand RW 45 finden sich Unterlagen von VO’s, die beim Wehrmachtführungsstab, im Wehrersatzamt, beim Generalquartiermeister, im Feldwirtschaftsamt und im Reichswirtschaftsministerium tätig waren. Hierbei handelt es sich pro Offizier um nur wenige Akten unterschiedlichster Inhalte: Neben Personalangelegenheiten und Berichten über die Wirtschaftslage im In- und Ausland sind auch Einschätzungen über die durch Verschuldung bedingten politischen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft dokumentiert.
Die erhalten gebliebenen Unterlagen der WO’s beschränken sich hauptsächlich auf Kriegstagebücher und deren Anlagebände über einen wenn auch kurzen, dennoch geschlossenen Zeitraum (meist 1942 – 1944). Für den Wehrwirtschaftsoffizier in der deutschen Botschaft in Schweden sind die Wehrwirtschaftsberichte von April 1943 bis November 1944 überliefert.
Die umfangreichste Gruppe dieses Bestandes sind die Inspektion für wehrwirtschaftliches Ersatz- und Ausbildungswesen und die ihr nachgeordneten wehrwirtschaftlichen Ersatzabteilungen. Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Kriegstagebücher und Anlagebände. Für die Abteilungen sind ausschließlich diese erhalten geblieben, während die Unterlagen der Inspektion neben Kriegstagebüchern von 1942 bis 1944 auch Sachakten zu Personal- und Organisationsangelegenheiten enthalten. Ferner sind die Stärkemeldungen der wehrwirtschaftlichen Ersatzabteilungen von 1941 bis 1943 bei der ihnen vorgesetzten Einrichtung dokumentiert.
Von dem Schriftgut der Schule für Wehrwirtschaft ist lediglich das Kriegstagebuch vom vierten Quartal 1943 erhalten geblieben, das neben einem Aufsatz zu den Aufgaben der Schule auch einen Grundriss des Schlosses Wustrau beinhaltet.
Die zwei Archivalien des Generalinspekteurs für Rohstofferfassung behandeln das bulgarische Eisenerzvorkommen. Ferner ist einer der beiden Akten ein Verzeichnis über die von der Behörde 1942 vernichteten Akten überliefert.
Neben Beiträgen zu Kriegstagebüchern ist von der Wehrmachtreifenstelle die Dienstanweisung über die Verwaltungs- und Fachaufgaben der Reifenstelle vom 1. Juni 1944 erhalten geblieben.
Zitierweise
BArch RW 45/...