Rüstungsdienststellen im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren

Identifier
RW 22
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1939 - 31 Dec 1944
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

54 Aufbewahrungseinheiten

1,2 laufende Meter

Creator(s)

Biographical History

Geschichte des Bestandsbildners

Mit der Schaffung des Protektorats Böhmen und Mähren im März 1939 wurde auch die Wehrwirtschaftsinspektion z.b.V. Prag auf Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht / Wehrwirtschaftsstab vom 17. März 1939 am gleichen Tag eingerichtet. Ihre Organisation und Aufgabenstellung glich der einer Wehrwirtschaftsinspektion des Reichsgebietes (vgl. die Informationen zur Provenienz der Bestände RW 20-1 bis RW 20-21). Vordringlichste Aufgabe war die wehrwirtschaftliche Ausnutzung des böhmisch-mährischen Raumes für die Aufrüstung der Wehrmacht.

Der Wehrwirtschaftsinspektion z.b.V. Prag, die am 30. März 1939 in Wehrwirtschaftsinspektion Prag umbenannt wurde, waren zur Durchführung ihrer Aufgaben in Böhmen die Wehrwirtschaftsstelle Prag und in Mähren die Wehrwirtschaftsstelle Brünn unterstellt. Beide Wehrwirtschaftsstellen wurden bereits im März 1939 eingerichtet.

Am 22. November 1939 wurden die Wehrwirtschaftsinspektion Prag in Rüstungsinspektion Prag (RüIn Prag), die Wehrwirtschaftsstellen Prag und Brünn in Rüstungskommando Prag bzw. Brünn (RüKdo Prag, RüKdo Brünn) umbenannt. Das RüKdo Prag wurde schließlich durch Befehl der RüIn Prag vom 18. Mai 1943 mit Wirkung vom 1.Juni 1943 aufgeteilt in RüKdo Prag I (zuständig für den Arbeitsamtsbezirk Prag) und RüKdo Prag II (zuständig für das übrige Böhmen).

Auf Grund des "Führer"-Erlasses vom 7. Mai 1942 wurde die Rüstungsinspektion Prag ebenso wie die Rüstungsinspektionen des Reichsgebietes umgewandelt in eine Rüstungsinspektion (RüIn) mit nachgeordneten Dienststellen, und in eine Wehrwirtschaftsinspektion (WiIn).

Während die Rüstungsinspekteure und Rüstungskommandeure mit ihren Dienststellen nun dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition/Chef des Rüstungsamtes unterstellt wurden, verblieben die Wehrwirtschaftsinspekteure im nachgeordneten Bereich des Oberkommandos der Wehrmacht/Chef des Wehrwirtschaftsamtes.

Entsprechend ihrer organisatorischen Zuordnung oblag den Rüstungsinspekteuren und -kommandeuren die Wahrnehmung von Rüstungsaufgaben, während sich die Wehrwirtschaftsinspekteure auf die Wahrnehmung militärischer Aufgaben (militärische Sicherung der Betriebe, Versorgung der Truppe mit Energie, militärische Vertretung des Reichsleistungsgesetzes u.ä.) zu beschränken hatten.

Die dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition unterstellten Rüstungsdienststellen verblieben als Wehrmachtdienststellen im Haushalt des Oberkommandos der Wehrmacht. Da zudem Rüstungs- und Wehrwirtschaftsinspektionen - die in Personalunion von den bisherigen Rüstungsinspekteuren geleitet wurden - über eine gemeinsame Personal- und Haushaltsgruppe verfügten, ergab sich daraus auch eine gemeinsame Registraturführung. Die Unteilbarkeit der Überlieferung von Rüstungs- und Wehrwirtschaftsdienststellen ist die unmittelbare Folge.

Mit dem 31. Januar 1943 wurden die Wehrwirtschaftsinspektionen im Reich, im Protektorat Böhmen und Mähren sowie im Generalgouvernement schließlich aufgelöst. Die ihnen zugewiesenen Aufgaben wurden ab 1. Februar 1943 wie folgt wahrgenommen: bei den Rüstüngskommandos durch diese unter Verantwortung des Rüstungskommandeurs, aber nach den fachlichen Weisungen der bei den vorgesetzten Rüstungsinspektionen eingesetzten Wehrwirtschaftsoffiziere, bei den Rüstungsinspektionen und bei den Wehrkreiskommandos durch die vom Oberkommando der Wehrmacht dort eingesetzten Wehrwirtschaftsoffiziere.

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Die mit dem 1. Februar 1943 wirksam werdende Neuorganisation der Wehrwirtschaft zog neben der organisatorischen auch eine registratorische Trennung der Wehrwirtschaftsoffiziere der Wehrkreiskommandos von den Rüstungsinspektionen nach sich. Als Folge davon wurde die Überlieferung des Wehrwirtschaftsoffiziere des Wehrkreiskommandos Böhmen und Mähren (XXII) von der der Rüstungsinspektion in Prag abgetrennt und einem anderen Archivbestand zugeordnet (RW 46).

Während die Kriegstagebücher, Lageberichte und Darstellungen zur Geschichte der Rüstungsinspektionen und -kommandos für die Zeit von Kriegsbeginn bis einschließlich 3. Quartal 1944 sukzessive ausgesondert und im "Archiv der Wehrwirtschaftsdienststellen" (zuletzt: Muskau/Oberlausitz) gesammelt wurden, verblieben die Sachakten in den Registraturen der jeweiligen Dienststellen und wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vernichtet.

Das "Archiv der Wehrwirtschaftsdienststellen" wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nach Vacha/Thüringen ausgelagert und dort von den amerikanischen Truppen beschlagnahmt. Die Rückführung aus den USA erfolgte im Jahre 1960.

Bestandsbeschreibung

Insgesamt vermitteln die Kriegstagebücher ein weitgehend umfassendes Bild der regionalen rüstungswirtschaftlichen Entwicklung und der Wirtschafts- und Versorgungslage, dokumentieren daneben aber auch die Wirkung der alliierten Luftoffensive (Schadensmeldungen), beinhalten zum Teil Informationen zur Produktionspalette, den Produktionsmengen, Havarien bei der Produktion und geben Auskunft über den Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und der Zivilbevölkerung.

Zitierweise

BArch RW 22/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • RW 19 Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt

  • RW 20 Rüstungsinspektionen

  • RW 21 Rüstungskommandos

  • RW 23 Rüstungsdienststellen im Generalgouvernemen

  • RW 45 Nachgeordnete Dienststellen des Oberkommandos der Wehrmacht/Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt mit zentraler Zuständigkeit

  • RW 46 Nachgeordnete Dienststellen des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes

  • R 3 Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (Abteilung Bereitstellung des Bundesarchivs in Berlin)

  • R 3101 Reichswirtschaftsministerium (Abteilung Bereitstellung des Bundesarchivs in Berlin)

  •  Einzelne Archivalien des Bundesarchiv-Militärarchivs:

  • RW 19/66 Wirtschaftsberichte der Wehrwirtschaftsinspektion z.b.V./Wirtschaftsinspektion Prag, März - Nov. 1939

  • RW 46/2 Wehrwirtschaftsinspektion z.b.V./Wirtschaftsinspektion Prag, März - April 1939

  • RW 46/488-492 Kriegstagebuch Wehrwirtschaftsoffizier im Wehrkreis Böhmen und Mähren, Febr. 1943 - Dez. 1944

  • Literatur

  • Blaich, Fritz: Wirtschaft und Rüstung im "Dritten Reich". Düsseldorf 1987.

  • Boelcke, Willi A.: Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg. Hitlers Konferenzen mit Albert Speer 1942-1945. Frankfurt a. M. 1969.

  • Eichholtz, Dietrich (Hrsg.): Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft. 3 Bde. Berlin 1971, 1985, 1991.

  • Ders.: Krieg und Wirtschaft, Studien zur Wirtschaftsgeschichte 1939-1945. Berlin 1999.

  • Forstmeier, Friedrich/Volkmann, Hans-Erich (Hrsg.): Wirtschaft und Rüstung am Vorabend des 2. Weltkrieges. Düsseldorf 1975.

  • Dies. (Hrsg.): Kriegswirtschaft und Rüstung 1939-1945. Düsseldorf 1977.

  • Gregor, Neil: Stern und Hakenkreuz. Daimler Benz im Dritten Reich. Berlin 1997.

  • Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va. Bde. 7 und 17. Washington 1958ff.

  • Herbert, Ulrich: Fremdarbeiter. Politik und Praxis des "Ausländer-Einsatzes" in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches. Berlin/Bonn 1985.

  • Mommsen, Hans: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich. Düsseldorf 1996.

  • Müller, Rolf-Dieter: Speers Rüstungspolitik im Totalen Krieg. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Bd. 59 (2000). S. (343)-385.

  • Peter, Roland: General der Infanterie Georg Thomas. In: Hitlers militärische Elite. 2 Bde. Hrsg. v. Gerd R. Ueberschär. Bd. 1. Darmstadt 1998. S. 248-257.

  • Pfahlmann, Hans: Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in der deutschen Kriegswirtschaft 1939-1945. Darmstadt 1968.

  • Thomas, Georg: Geschichte der deutschen Wehr- und Rüstungswirtschaft (1918 - 1943/45). Bearb. v. Wolfgang Birkenfeld. Boppard 1966.

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