Standortverwaltungen und Truppenübungsplätze der Waffen-SS
Extent and Medium
Schriftgut
11 Aufbewahrungseinheiten
Creator(s)
- Standortverwaltungen und Truppenübungsplätze der Waffen-SS (SS-St.O.V und SS-Tr.Ü.Pl.), 1939-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Um die verschiedenen Verwaltungsaufgaben in den jeweiligen SS-Standorte wahrzunehmen, wurden vom Verwaltungsamt der SS des SS-Führungshauptamtes unterschiedliche lokale Standortverwaltungen (SS-St.O.V.) eingerichtet. So wurden mit Wirkung vom 1. April 1941 beispielsweise die SS-Standortverwaltungen Wien, München, Buchenwald und Oranienburg eingerichtet, Mitte des Monats folgten Warschau, Nürnberg, Hamburg, Brünn, Stettin und Glau. Die SS-St.O.V. waren dem Standortältesten disziplinär unterstellt. Dieser war, sofern es am Standort eine Kommandantur gab, der Standortkommandant, andernfalls der rangälteste SS-Führer im Truppendienst. Zu den jeweils an den Standorten stationierten Truppen stand die Standortverwaltung in keinem Unterordnungsverhältnis. Ihre Aufgabe, neben der allgemeinen Unterrichtung des Standortältesten über Verwaltungsfragen, war die Unterhaltung und Bewirtschaftung der Liegenschaften, deren Ausstattung mit Geräten (einschließlich Bekleidung) und das Bereitstellen von Bedarfsgegenständen sowie die Bearbeitung aller Wohnungsangelegenheiten und Grundsteuerfragen. Auch waren alle mit Vermögensveränderungen und Geldbedarf zusammenhängenden Angelegenheiten, wie z.B. An- und Verkauf, Pachtverträge, Versteigerungen u.ä. Sache der SS-St.O.V. Um die finanziellen Angelegenheiten zu regeln, befand sich auch eine eigene Standortkasse bei der Standortverwaltung, die separat zu den übrigen Amtskassen und Zahlstellen der sich am Standort befindlichen Dienststellen geführt wurde. Ebenso führte eine eigene Standortlohnstelle die Betreuung der beschäftigten Angestellten und Arbeiter durch. Des Wweiteren war die Standortverwaltung für Unterhalt, Lagerung und Instandhaltung von verschiedenen Bekleidungsgegenständen verantwortlich, auch erhielt die Standortverwaltung eine eigene Fahrbereitschaft. Darüber hinaus war auch der Standortarzt Teil der standortspezifischen (Verwaltungs-)Struktur. Auf Befehl des Reichsarztes der SS und Polizei wurden im August/September 1941 in allen Orten des Reiches und der besetzten Gebiete, in denen sich eine Einrichtung, eine Sanitätsdienststelle oder -einheit der SS und der Polizei befand, ein „Standortarzt SS- und Polizei" eingerichtet. Dieser war Fachberater des Standortältesten bzw. Kommandanten sowie der Polizei im Standortbereich. Er war dafür verantwortlich, dass die im Standortbereich ständig oder vorübergehend befindlichen Angehörigen der SS und der Polizei die vorhandenen ärztlichen, zahnärztlichen, hygienischen und chemisch-pharmazeutischen Untersuchungs-, Behandlungs-, Versorgungs-, und Ausrüstungsmöglichkeiten nutzen konnten. Ebenso überwachte er die gesundheitlichen Verhältnisse im Standortbereich, schlug Maßnahmen vor und übte in seinem Dienstbereich die Befugnisse als Amtsarzt aus. Bei Katastrophen fasste er, falls erforderlich, den gesamten Sanitätsdienst der SS und der Polizei im Standortbereich zusammen.
In diesem Sinne wurden auch SS-St.O.V. bei den Truppenübungsplätzen der Waffen-SS eingerichtet. Im Juni 1940 wurde mit dem Aufbau des ersten SS-eigenen Truppenübungsplatzes (SS-Tr.Üb.Pl.) bei Debica in Ostpolen begonnen. Die Kommandantur des Truppenübungsplatzes wurde in Pustkow angesiedelt, dort hatte später auch die Standortverwaltung ihren Sitz. Im Laufe des Krieges wurde der SS-Tr.Üb.Pl., der zu Beginn den Namen „Ostpolen" erhalten hatte, stetig ausgebaut, zahlreiche Einheiten der Waffen-SS wurden hier aufgefrischt oder neu aufgestellt. Vom 15. Oktober 1941 bis zum 14. März 1943 erhielt er den Namen SS-Tr.Üb.Pl. „Debica", vom 15. März 1943 bis zu seiner kriegsbedingten Räumung im August 1944, bei der das gesamte Lager durch Feuer zerstört wurde, galt die Bezeichnung SS-Tr.Üb.Pl. „Heidelager". Ein weiterer Truppenübungsplatz lag im Kreis Konitz. Der ab Herbst 1943 errichtete Standort trug die Bezeichnung SS-Tr.Üb.Pl. „Westpreußen", die Kommandantur lag in Gut Chelm/Kelm bei Bruss.
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Die Unterlagen wurden im Zuge von Aktenrückgaben aus den USA an die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamts zurückgegeben. Von dort gelangten sie 1968 in das Bundesarchiv-Militärarchiv.
Bestandsbeschreibung
Der Bestand RS 11 umfasst insgesamt 10 Aufbewahrungseinheiten. Den Großteil der schriftlichen Überlieferung machen hierbei die Akten der Standortverwaltung des SS-Truppenübungsplatzes Debica bzw. Heidelager aus. Hierbei handelt es sich um Akten über Dienstbesprechungen sowie Verwaltungsanordnungen bezüglich Versetzungen, Beförderungen und Regelungen zu Arbeitseinsatz und Lohnzahlung an Angestellte und Arbeiter. Neben diesem Schriftgut aus dem Zeitraum März bis August 1943 lässt sich auch durch den Tätigkeitsbericht von Mai bis August 1942 ein recht eindrückliches Bild von den Tätigkeiten der dortigen Standortverwaltung gewinnen. Ebenfalls befindet sich in RS 11/4 eine Aufstellung der Truppenteile des Truppenübungsplatzes Westpreußen, die von der Tochter des Fleischers, der den Standort damals belieferte, dem Bundesarchiv übergeben wurde. Hierbei sei auf N 756/345b hingewiesen, hierin befindet sich neben dieser Aufstellung eine umfangreiche und darüber hinausgehende Korrespondenz mit Wolfgang Vopersal bezüglich des Truppenübungsplatzes. Des Weiteren befindet sich im Bestand Schriftgut des Standortarztes der SS-Verfügungstruppe Berlin aus dem Zeitraum Oktober 1939 bis Juni 1941, insbesondere Personal- und Disziplinarangelegenheiten. Darüber hinaus enthält der Bestand Akten der SS-Standortkommandantur Berlin, vor allem Kommandantur- und Stabsbefehle von März 1942 bis Januar 1945, aber auch Verfügungen des Kommandoamtes der Waffen-SS bezüglich Waffenfarben, Dienstauszeichnungen und Uniformen der Waffen-SS. Vom Standortältesten der SS-Verfügungstruppe Prag sind jedoch nur 3 Blatt überliefert.
Insgesamt ist die Überlieferung sehr bruchstückhaft und heterogen, Akten zu anderen Standortverwaltungen oder Truppenübungsplätzen der Waffen-SS sind im Bundesarchiv nicht überliefert. Daher sei auf den Nachlass des Dokumentars der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V." (HIAG), Wolfgang Vopersal, der eine wichtige Ersatzüberlieferung zur Waffen-SS im Allgemeinen darstellt, ausdrücklich hingewiesen.
Zitierweise
BArch RS 11/...