OKH / Heereswaffenamt mit nachgeordneten Dienststellen
Extent and Medium
Schriftgut
7946 Aufbewahrungseinheiten
80,6 laufende Meter
Creator(s)
- OKH / Heereswaffenamt, 1920-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Das Heereswaffenamt war die zentrale Dienststelle für die technische Gestaltung und Fertigung von Waffen, Gerät und Munition. Das Heereswaffenamt (WaA) ging 1920 aus dem Feldzeugmeisteramt hervor. 1925 wurde ihm die Inspektion für Waffen und Gerät eingegliedert und die Stellen eines Chefkonstrukteurs und eines Chefingenieurs eingerichtet. Um 1933 gab das Heereswaffenamt das Nachschubwesen an das Allgemeine Heeresamt, 1934 die für die Planung des Rohstoffbedarfs und Vorbereitung der industriellen Fertigung, 1921 als Nachschubstab eingerichtete Wirtschaftsabteilung, an das Wehrmachtamt ab. Ab 1933 wurde die Abteilung für Entwicklung und Prüfung (WaPrüf) wie auch das Beschaffungswesen ausgebaut und die Gruppe D des Prüfwesens als Abteilung für Sondergeräte mit der später nachgeordneten Dienststelle Heimatartilleriepark 11 (Heeresversuchsstelle Peenemünde) eingerichtet. Die Abteilungen des Amtes wurden in Amtsgruppen abgeändert, um den erweiterten Aufgaben zur Kriegsvorbereitung gerecht zu werden.
Im einzelnen bestanden die Aufgaben in:
-
Entwicklung neuer Waffen, Geräte und Munition (Entwicklungs- und Prüfwesen),
-
Massenbeschaffung von Waffen, Geräten und Munition (Industrielle Rüstung),
-
Technische Grundlagen sowie Vorbereitung und Einrichtung von Massenfertigung bei
der Industrie (Chefingenieur),
- Abnahme von fertigen Waffen, Geräten und Munition (Abnahme).
Den Zielen der neuen Reichsregierung ab 1933 Rechnung tragend, wurden auch im Heereswaffenamt Veränderungen in der Struktur vorgenommen. Wachsende politische Spannungen in Europa, die Gefahr eines drohenden Krieges und die Umwandlung des bisherigen Wehrmachtamtes in das Oberkommando der Wehrmacht als Folge der Übernahme des Reichskriegsministeriums durch Hitler wirkten sich auch auf die Organisation des Heereswaffenamtes aus . Die Abteilungen des Amtes wurden in Amtsgruppen abgeändert, um den erweiterten Aufgaben zur Kriegsvorbereitung gerecht zu werden. Dem Versuch, das Heereswaffenamt als Wehrmacht-Waffenamt neu zu gliedern, war im Februar 1945 kein Erfolg mehr beschieden; diese Maßnahme erfolgte nur auf dem Papier, da bereits die Verlegung des Heereswaffenamtes in Teilen nach Norden bzw. Süden Deutschlands begonnen hatte. Zur Umsetzung des Befehles wurde allerdings noch das Amt aus der Unterstellung des Oberbefehlshabers des Ersatzheeres herausgelöst und dem Chef der Heeresrüstung unmittelbar zugeordnet. Die Auflösung des Wehrmacht-Waffenamtes begann am 27. April 1945 auf Befehl des Chefs der Wehrmachtrüstung und wurde am 2. Mai 1945 abgeschlossen.
Den Amtsgruppen fielen folgende Aufgaben zu:
Amtsgruppe für Zentralaufgaben (WaZ): Die Tätigkeit der WaZ erstreckte sich auf alle Aufgaben wirtschaftlicher und organisatorischer Art, die eine einheitliche Lenkung oder Bearbeitung für den Gesamtbereich des Amtes notwendig machten. Hierzu gehörten vor allem Fragen der inneren Organisation einschließlich Festsetzung des Personaletats, Angelegenheiten des Haushalts, der Vertrags-, Preisprüfungs- und Rechtsangelegenheiten.
Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfung (WaPrüf): Sie erhielt die Forderungen für die Entwicklung und Prüfung neuer Waffen, Gerät und Munition von den Waffeninspektionen. Diese Forderungen wurden in die entsprechenden technischen Anforderungen zur Entwicklung der Erzeugnisse bei den Firmen der Industrie umgearbeitet, die unter Führung des WaA in enger Zusammenarbeit mit diesen erfolgte. Die Prüfung von Vorschlägen geschah in Bezug auf Funktionssicherheit, Vereinfachung der Fertigung, Verwendung von Werkstoffen geringer Güte, Leistungssteigerung der Geräte, grundsätzliche Neuerungen (Erfindungen). Nach der Prüfung wurden die gefertigten Objekte mit entsprechender Begutachtung den Waffeninspektionen zur Entscheidung vorgeführt. Die Prüfung erfolgte auf den dem WaA nachgeordneten Versuchsplätzen Kummersdorf, Sperenberg-Klausdorf, Grulich, Hillersleben, Rügenwalde, St. Johann in Tirol, Mittersill und Berka.
Amtsgruppe Chef-Ingenieur (WaChefIng): Der ChefIng hatte die technischen Belange im gesamten Amt wahrzunehmen. Er war beauftragt, die neuesten Errungenschaften der Technik und Erkenntnisse der Wissenschaften bei der Konstruktion und Massenfertigung zu berücksichtigen. Mit den ihm unterstellten Abteilungen wirkte er bereits während der Entwicklungsphase auf die Schaffung einwandfreier Fertigungsunterlagen ein. Hierzu gehörte auch die Überwachung des Rohstoffeinsatzes.
Amtsgruppen Industrielle Rüstung, Waffen und Gerät sowie Munition (WaIRüWuG und WaIRüMun): Sie bereiteten aufgrund der Anforderungen des Allgemeinen Heeresamtes (AHA) die Massenfertigung vor und erteilten die Aufträge an die Industrie. Als technische Grundlage dienten die Zeichnungen des WaChefIng und die technischen Lieferbedingungen von WaPrüf. Die WaIRüWuG hatten im Frieden die Aufträge nach den für ein Jahr zugewiesenen Haushaltsmitteln durchzuführen und im Kriege eine vom AHA geforderte Monatsleistung sicherzustellen.
Amtsgruppe Abnahme (WaAbn): Die Waffen, Geräte und Munition wurden durch die Dienststellen der WaAbn in den Werken abgenommen. Die Festlegung der Abnahmebedingungen erfolgte in engem Zusammenwirken mit den Amtsgruppen WaPrüf und WaChefIng auf der Grundlage der technischen Zeichnungen und Lieferbedingungen. Die Abnahme erstreckte sich von der Übereinstimmung der Fertigungsmaße mit den Zeichnungsmaßen, Materialprüfungen bis zur praktischen Funktions- oder Beschussprüfung. Zur Unterstützung der Amtsgruppe für die Prüfungen wurden staatliche Einrichtungen und auch die Technischen Hochschulen herangezogen. Zur Durchführung der Abnahme unterstanden dem WaA Abnahme-Inspizienten und Abnahmekommandos.
Forschungsabteilung (WaF): Sie hatte die Verbindung mit den anderen Forschungsstätten des Reiches herzustellen sowie Grundlagen und auch Zweckforschung durchzuführen, soweit dies nicht im Rahmen der Tätigkeit anderer Institute realisiert werden konnte. Sie hatte ein Forschungslaboratorium in Gottorp, wo z.B. die Hohlladung entwickelt und zur Einsatzreife gebracht wurde.
Amtsgruppe für Flakentwicklung (GL/Flak-E): Die GL/Flak-E war eine Amtsgruppe des Reichsluftfahrtministeriums. Sie zeichnete verantwortlich für die Entwicklung der Flakbewaffnung einschließlich der Flak-Panzer. Ihr Amtsgruppenchef unterstand dem Chef des WaA bis zur Bildung der Dienststelle "Chef der Technischen Luftrüstung" am 20. Juni 1944.
Heeresversuchsanstalt Peenemünde
Schon etwa ab 1930 beschäftigte sich das Heereswaffenamt mit der Verwendung des Raketenmotors für militärische Zwecke. Die Abteilung für Entwicklung und Prüfung (WaPrüf) wurde wie auch das Beschaffungswesen ausgebaut und die Gruppe D des Prüfwesens als Abteilung für Sondergeräte mit der später nachgeordneten Dienststelle Heimatartilleriepark 11 (Heeresversuchsstelle Peenemünde) eingerichtet. 1937 wurde die Heeresversuchsstelle Peenemünde eingerichtet, die später Heeresversuchsanstalt, auch Heeresanstalt Peenemünde und schließlich aus Tarnungsgründen Heimatartilleriepark 11 genannt wurde. 1944 erfolgte im Zuge der Massenfertigung der Flüssigkeitsrakete A4 (V 2) die Umwandlung in die privatrechtliche Firma Elektromechanische Werke GmbH, Karlshagen/Pommern.
Für die Entwicklung von Flüssigkeitsraketen war eine ebenfalls in Peenemünde ansässige Abteilung des Prüfwesens (WaPrüf 11 ) im Heereswaffenamt verantwortlich, der die Heeresversuchsanstalt unterstand.
Nachgeordnete Dienststellen
Diese in der Regel dem Heereswaffenamt direkt angeschlossenen Dienstsellen hatten nach entsprechenden Vorgaben Waffen und Gerät zu testen, abzunehmen und gegebenenfalls Veränderungsvorschläge zu unterbreiten. Durch diese Aufgabenstellung waren die Versuchsstellen zumeist in unmittelbarer Nähe von Truppenübungsplätzen und Schießplätzen angesiedelt.
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Der Bestand umfaßt die Unterlagen des Heereswaffenamtes einschließlich des nachgeordneten Bereichs. Der Bestand sollte zwischenzeitlich auf die Bestände RH 8-I, RH 8-II und RH 8-III aufgeteilt werden. Diese Aufteilung ist jedoch nie vollständig umgesetzt worden und wurde mittlerweile rückgängig gemacht. Die Bestände RH 8-I, RH 8-II und RH 8-III wurden im Zuge der 2014 abgeschlossenen Erfassung der Akten in der Bundesarchivdatenbank zum Bestand RH 8 zusammengeführt. Dabei haben die einzelnen Akten ihre Nummerierung behalten. Beispiel: Die Akte RH 8-II/1949 wurde zu RH 8/1949
Das Heereswaffenamt war die zentrale Dienststelle für die technische Gestaltung und Fertigung von Waffen, Gerät und Munition. Das Heereswaffenamt (WaA) ging 1920 aus dem Feldzeugmeisteramt hervor. 1925 wurde ihm die Inspektion für Waffen und Gerät eingegliedert und die Stellen eines Chefkonstrukteurs und eines Chefingenieurs eingerichtet. Um 1933 gab das Heereswaffenamt das Nachschubwesen an das Allgemeine Heeresamt, 1934 die für die Planung des Rohstoffbedarfs und Vorbereitung der industriellen Fertigung, 1921 als Nachschubstab eingerichtete Wirtschaftsabteilung, an das Wehrmachtamt ab. Ab 1933 wurde die Abteilung für Entwicklung und Prüfung (WaPrüf) wie auch das Beschaffungswesen ausgebaut und die Gruppe D des Prüfwesens als Abteilung für Sondergeräte mit der später nachgeordneten Dienststelle Heimatartilleriepark 11 (Heeresversuchsstelle Peenemünde) eingerichtet. Die Abteilungen des Amtes wurden in Amtsgruppen abgeändert, um den erweiterten Aufgaben zur Kriegsvorbereitung gerecht zu werden.
Im einzelnen bestanden die Aufgaben in:
-
Entwicklung neuer Waffen, Geräte und Munition (Entwicklungs- und Prüfwesen),
-
Massenbeschaffung von Waffen, Geräten und Munition (Industrielle Rüstung),
-
Technische Grundlagen sowie Vorbereitung und Einrichtung von Massenfertigung bei
der Industrie (Chefingenieur),
- Abnahme von fertigen Waffen, Geräten und Munition (Abnahme).
Bestandsbeschreibung
Aus der im ganzen splitterhaften und ungleichgewichtigen Überlieferung meist zu technischen Einzelfragen heben sich nur wenige Bereiche heraus, so beim Stab des Heereswaffenamtes die Überblicke der Rüstungslage von Heer, Marine und Luftwaffe 1938-1944, bei der Wirtschaftsabteilung Dokumente zur Organisation des Waffen- und Rüstungswesens mit ergänzenden Unterlagen für andere Organisationsbereiche und zur Rüstungsplanung sowie der Rohstoffbewirtschaftung für die Jahre 1922-1935. Von den Bereichen Entwicklungs- und Prüfwesen und Beschaffung sind nur die Gebiete Munition, Artillerie und Motorisierung stärker belegt. Technische Unterlagen und Zeichnungen zur Panzerentwicklung, insbesondere für die Panzerkampfwagen Tiger-Reihe, bilden einen Schwerpunkt. Bildmaterial über eingeführte Waffen und Gerät aus Erprobungsberichten sowie technische Zeichnungen für Munition, Artillerie- und Flakgerät und auch für den Panzerkampfwagen Tiger ergänzen die Akten
Die Unterlagen aus der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und der Abteilung WaPrüf 11 enthalten neben einer Zusammenstellung von Schriftgut zum Aufbau sowie der Verlegung der Heeresversuchsanstalt 1943/44 Normen und technische Lieferbedingungen, technische Berichte und allgemeines Schriftgut, Bildmaterial, Karten und eine umfangreiche Sammlung technischer Zeichnungen und Stücklisten über Entwicklung und Einsatz des Gerätes A4 sowie der Flugabwehrrakete "Wasserfall", aber auch andere Entwicklungsvorhaben und Geräte. Einen ähnlichen Bestand verwahrt das Deutsche Museum in München, wohin ein Teil der Archivalienrückgaben aus den USA zur Heeresversuchsanstalt Peenemünde gelangte.
Von den zahlreichen Versuchsstellen, die meist auf Truppenübungs- und Schießplätzen eingerichtet waren, sind nur die Kraftfahrversuchsstelle und die Heeresversuchsstelle für Panzer und Motorisierung in Kummersdorf bei Berlin, die Heeresversuchsstelle für chemische Kampfstoffe in Raubkammer und das Heeresgasschutz-Laboratorium in Berlin Spandau mit Schriftgut vertreten und bei größeren Firmen eingerichtete Heeresabnahmestellen lediglich drei Akten. Auch einige Unterlagen der Dienststelle Paris des Heereswaffenamtes, die im Zweiten Weltkrieg als Verbindungsstelle in das rüstungswirtschaftlich und für die Verwertung von Beutegerät wichtige Frankreich diente, sind ins Bundesarchiv gelangt (ca. 80 Akten).
Zusätzlich sind Unterlagen der Firmen Henschel & Sohn GmbH, Firma Krupp AG, Wasserversuchsanstalt Kochel am See und von sonstigen Stellen und Firmen im Bestand vereint.
Die vom Heereswaffenamt betreuten waffentechnischen Vorschriften befinden sich im Bestand RHD 8.
Vorarchivische Ordnung
Es handelt sich im Wesentlichen um die Akten, die in der Masse 1960 und
1962 aus den USA zurückgegebenen Unterlagen H 15 (Heereswaffenamt) und H 50
(Waffenprüfamt) der Record Group 1027 (Oberkommando des Heeres). Diese Dokumente
waren nach der Rückgabe zunächst in die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen
Forschungsamtes gelangt, 1963 erfolgte die Übergabe der H 50-Reihe an das Militärarchiv
beim Bundesarchiv in Koblenz. Dort wurden die Akten mit geringen Abweichungen in der
alten Ordnung als Bestand H 10-6 (Heereswaffenamt) wieder aufgestellt. Nach der Über-
nahme der Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes durch das nach
Freiburg verlegte Bundesarchiv-Militärarchiv mit dem 1.12.1967, bildete der Bestand
H 10-6 den Grundstock des neuen Bestandes RH 8 I, in den nach und nach alle anderen
Unterlagen des Heereswaffenamtes, die sich in der Verfügung des Militärarchivs in Frei-
burg befanden, einflossen.
Aufgrund der Überlieferungslage ist davon auszugehen, daß im Südraum eine umfangreiche
Vernichtungsaktion unter den mitgeführten Registraturgut des Oberkommandos der Wehr-
macht vorgenommen und auch das sich noch im Geschäftsgang befindliche Schriftgut bei
Annäherung der Amerikaner im großen Stil eliminiert worden ist.
Zitierweise
BArch RH 8/...