Wehrkreiskommando III (Berlin)
Extent and Medium
Schriftgut
78 Aufbewahrungseinheiten
1,5 laufende Meter
Creator(s)
- Wehrkreiskommando III (Berlin), 1919-1945
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Die Wehrkreise (WK) teilten das Gebiet des Deutschen Reiches in Reichsverteidigungsbezirke, die jeweils für die Rekrutierung und die Ausbildung von Teilen der Reichswehr bzw. Wehrmacht verantwortlich waren. In jedem Wehrkreis gab es auch Dienststellen, die für den Ersatz und die Versorgung dieser Heeresteile zuständig waren. Durch den Versailler Vertrag, der am 28. Juni 1919 geschlossen wurde, war die Stärke und der Aufbau der Reichswehr genau festgelegt, und es wurde begonnen ein Übergangsheer zu bilden. Nach der Auflösung aller Verbände und Dienststellen des alten Heeres wurden zwei Gruppenkommandos, sieben Divisionen und drei Kavalleriedivisionen gebildet. Bis 1934 gab es sieben Divisionen, die im Oktober desselben Jahres, wie es bereits im Jahre 1932 im A-Plan der Reichswehr vorgesehen war, auf 21. Divisionen aufgestockt wurden. Als Führer waren die Infanterie- und Artillerieführer der alten Divisionen eingesetzt, deren Bezeichnung die Wehrgauleitungen noch zu Tarnzwecken weiterführten, z.B. Wehrgauleitung Berlin entspricht dem Infanterieführer III. Danach hieß die 3. Division Frankfurt/Oder mit der Tarnbezeichnung "Kommandant von Frankfurt/Oder". Im April 1934 führte der Inspekteur der Kavallerie die Bezeichnung "Kavallerie Korps-Kommando" ein, die Tarnbezeichnung war aber weiterhin "Artillerieführer im Wehrkreis III". Am 15. Oktober erhielten die Divisionen an Stelle der bisherigen Tarnnamen ihre offene Bezeichnung.
Jede Division war einem der sieben Wehrkreiskommandos zugeordnet und so war der Befehlshaber des Wehrkreises auch gleichzeitig der Divisionskommandeur. Dem Wehrkreiskommando III und der 3. Division waren die Gebiete des Landes Brandenburg mit dem Hauptquartier in Berlin zugeordnet. Die Wehrkreisbefehlshaber der Reichswehr wurden am 14. Juni 1935 umbenannt in "Kommandierender General des III. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis III". Ab 24. November 1938 lautete die Bezeichnung "Der Kommandierende General des III. Armeekorps". In Ausübung der Befugnisse als Befehlshaber im Wehrkreis lautete die Bezeichnung der Kommandierenden Generals nur noch "Der Befehlshaber im Wehrkreis III", die Bezeichnung des Generalkommandos in Wehrkreisangelegenheiten "Wehrkreiskommando".
Im Zuge der Umwandlung der bisherigen Divisionsstäbe der Reichswehr in Wehrkreiskommandos und später Armeekorps war der erste Schritt zur Aufstellung neuer Divisionen die Bildung von Wehrgauleitungen. Im Wehrkreis III waren das Breslau, Frankfurt/Oder und Potsdam. Außer bei Hamburg und Berlin deckten sich die Bereiche der Wehrgauleitungen mit denen der bisherigen 21 Infanterieregimenter. Das Wehrkreiskommando III mit dem Standort Berlin-Grunewald wurde bei Kriegsbeginn als stellvertretendes Generalkommando III. Armeekorps und zugleich Befehlshaber im Wehrkreis III benannt. Ihm unterstanden der Kommandeur der Ersatztruppen III, bzw. Div. Nr. 153. Als zweiter Kommandeur der Ersatztruppen wurde am 9. November 1939 die 163. Div. und als diese Felddivision geworden war, am 28. November 1939 die Div. Nr. 143 errichtet. Hinzu trat am 25. Oktober 1939 zur Führung der Landesschützen die Div. z.b.V. 403, die jedoch alsbald anderweitig verwendet wurde. Stand 1940:
· Div. Nr. 143 Frankfurt/Oder
· Div. Nr. 153 Potsdam
Im August 1941 wurde der Stab der Div. Nr. 143 mit einem Teil der Ersatztruppen nach Gnesen in den WK XXI verlegt. Zum Wehrkreis trat am 1. Mai 1942 die Div.(mot.) Nr. 233 zur Führung der Schnellen Truppen. Im Oktober 1942 gingen die Div. 143 und 153 mit den Ausbildungseinheiten als Besatzertruppe in die Ukraine und wurden in der Heimat durch die neugebildete Div. 463 ersetzt. Die Div. 233 wurde 1943 nach Dänemark verlegt, die Div. 436 am 1. Juni 1943 neu gebildet. Damit bestanden im Dezember 1943 im WK III:
· Div. Nr. 433 Frankfurt/Oder
· Div. Nr. 463 Potsdam
· Ers. Brig. Großdeutschland Cottbus
· Kdr. der Panzertruppen III Küstrin
sowie zahlreiche Ausbildungsstätten und Versuchstruppen.
Außer den Divisionen unterstanden dem Wehrkreis III:
· Kommandeur der Ersatztruppen III (ab 8. November 1939: 153. Division)
· 2. Kommandeur der Ersatztruppen III (ab 8. November 1939: 163. Division)
· Kommandeur der Panzertruppen III
· Kommandeur der Nachrichtentruppen III
· Kommandeur der Kraftfahrparktruppe III
· Kommandeur der Kriegsgefangenen im Wehrkreis III
· Kommandeur der Streifendienste im Wehrkreis III
· Kommandeur der Standorteinheiten im Wehrkreis III
· Kommandeur der Truppenübungsplätze Döberitz, Jüterbog und Wandern
· Wehrkreisarzt III (mit Sanitätsabteilungen, Sanitätsparks und Untersuchungsstellen)
· Wehrkreisveterinär III (mit Veterinärausbildung und Ersatzabteilung, Veterinärparks, Heimat-Pferde-Park 3 Strausberg, Wehrkreis-Reit- und Fahrschule Beeskow, Heeresgestüt Hoppegarten)
· Wehrkreis-Unterführerlehrgang (motorisiert) III und Wehrkreis-Unterführerlehrgang III (beide aufgestellt am 10. Juli 1942)
· Wachbataillon Großdeutschland in Berlin
· Genesenenbataillon D III (aufgestellt am 25. September 1943)
Am 22. Januar 1945 erfolgte der Aufruf der "Gneisenau-Einheiten" des Wehrkreises III. Sie wurden in der Masse beiderseits Posen eingesetzt und dem stellvertretenden Generalkommando XXI. Armeekorps unterstellt. Zur Aufstellung gelangten 17 Bataillone der bestehenden Grenadier-Regimenter, zwei Artillerie-Abteilungen, vier gemischte Panzerverbände sowie diverse Truppenverbände spezieller Waffengattungen. Der "Aufruf Gneisenau" galt seit dem 1. Februar 1945 auch für sämtliche Alarmeinheiten ostwärts der Linie Wittstock-Nauen-Werder-Treuenbrietzen und für sämtliche Schulen und Versuchsstellen im Wehrkreis III. Der Verbleib dieser im Raum Posen sehr schnell aufgeriebenen Einheiten ist im Einzelnen nicht zu ermitteln.
Die einzelnen Aufgaben der Abteilungen innerhalb der Organisation der Kommandantur des Wehrkreises III im Jahre 1942 gestalten sich wie folgt:
Abteilung Ia
Hierbei handelt es sich um die sogenannte Führungsabteilung, die als Vertretung des Chefs des Stabes agierte. Zu ihren Aufgaben gehörten die Reichsverteidigung und der Truppeneinsatz bei Notständen. Außerdem war sie für grundsätzliche Fragen bei den Truppen zuständig und verwaltete die Truppenverwendung.
Abteilung Ia/Ausbildung
Die Hauptaufgabe dieser Abteilung war die Ausbildung. Sie war zuständig für Lehrgänge, Vorträge und Einzelfragen zur Ausbildung der Truppe. Diese Abteilung hatte Anfang der Zwanziger Jahre kaum Relevanz, da der Versailler Vertrag nicht nur die Allgemeine Wehrpflicht verbot, sondern auch sämtliche Wehrschulen schließen ließ. Für die Zuweisung von Sportgeräten war diese Abteilung ebenfalls zuständig.
Abteilung Ia/Luftschutz
Die Hauptaufgabe dieser Abteilung bestand darin, Luftschutzräume und -bunker zu bauen, in denen sich Soldaten und Bevölkerung bei Luftangriffen in Sicherheit bringen konnten.
Abteilung Ib
Hauptaufgabe waren die Grundsatzangelegenheiten der Organisation der dem Wehrkreis III unterstellten Reichswehrtruppen und den Zeitfreiwilligenverbänden. Neben Kriegsgliederungen und Stärkenachweisungen gehörten auch die Unterbringung und Verlegung von Truppen (gemeinsam mit Abteilung Ia), die Verwaltung der Truppenübungsplätze sowie der Waffen- und Munitionsdepots dazu.
Abteilung Ic
Diese Abteilung kümmert sich um die innenpolitischen Angelegenheiten, wie zum Beispiel Lage- und Stimmungsberichte. Auch besondere Vorkommnisse, wie Selbstmorde und Selbstmordversuche, gehörten zum Aufgabengebiet der Abteilung; aber auch die Kontaktpflege zu Parteien, Behörden und der Kirche.
Abteilung Stopi
Der Stabsoffizier für das Pionierwesen plante und baute neue Standorte und Übungsplätze. Diese Abteilung war unter anderem auch mit der Ausbildung von Eisenbahn-Pionieren und Bautruppen beauftragt und versorgte diese mit Spreng- und Zündmitteln.
Wehrkreisverwaltung/Heeresrechnungsamt
Die Wehrkreisverwaltung war für die Koordinierung der verwaltungsmäßigen Abläufe des inneren Dienstes und der Personalangelegenheiten zuständig. Das Heeresrechnungsamt verteilte die Haushaltsmittel für zum Beispiel Verpflegung oder Unterbringung der Truppen.
Wehrkreisarzt
Zu den Aufgaben des Wehrkreisarztes gehörte nicht nur die Fürsorge für die Soldaten und deren Familien, sondern auch die Ausstattung der Truppen mit sanitären Einrichtungen und v.a. die Behandlung von Kranken und Verwundeten in den Lazaretten. Ferner gehörten auch die Obduktion und entsprechende Berichterstellung zu den Aufgaben des Wehrkreisarztes.
Bestandsbeschreibung
Die Klassifikation ist an die Geschäftseinteilung vom Mai 1942 angelehnt, da der Überlieferungsschwerpunkt in der Zeit 1941-1945 liegt.
Die Überlieferung des Wehrkreiskommandos III und der zugeteilten bzw. unterstellten Dienststellen kann grundsätzlich als verlorengegangen angesehen werden. Im Bestand RH 53-3 Wehrkreiskommando IIII finden sich lediglich einige wenige Unterlagen zur personellen und standortbezogenen Umstrukturierung seit den späten dreißiger Jahren.
Die überlieferten Stammtafeln sind nicht der Personalabteilung zugeordnet, sondern stehen autark, da sie nicht im Wehrkreiskommando III entstanden sind, sondern sich lediglich inhaltlich auf diese Dienststellen beziehen. Sie bieten trotz Fehlens eines genauen Datums Aufschluss über die dem Wehrkreis III nachgeordneten Truppen und Verbände. Die Sammlung der Stammtafeln stellt fast die Hälfte der Überlieferung dar.
Der Bestand RH 53-3 Wehrkreiskommando III umfasst weiterhin einige Akten des Chef des Stabes des Wehrkreiskommandos aus der Zeit 1919-1945. Diese befassen sich neben der Mobilisierung auch mit der Verteidigung Berlins in den letzten Kriegstagen.
Ferner finden sich Unterlagen zu den kriegsärztlichen Tagungen der Sanitätsoffiziere 1940/41, Listen der luftschutzerfahrenen Offiziere und zu Ausbildungsangelegenheiten.
Vorarchivische Ordnung
Die Archivalien des Bestandes "Wehrkreiskommando III" stammen aus der damaligen Zweigstelle des Reichsarchivs in Dresden. Diese Zweigstelle erhielt 1937 die Bezeichnung Heeresarchiv Dresden.
Der Großteil der heute vorhandenen Überlieferung befand sich seit Kriegsende auf deutschem Boden und wurde seit Gründung des Bundesarchiv-Militärarchiv in Koblenz und später in Freiburg i. Br. verwahrt. Ergänzt wurde die Überlieferung durch eine Aktenrückgabe seitens der USA in den sechziger Jahren.
Weiterhin wurden zwei Archivalien vom Militärgeschichtlichem Forschungsamt an das Bundesarchiv-Militärarchiv übergeben.
Erschliessungszustand
Online-Findbuch
Zitierweise
BArch RH 53-3/...