Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands e.V.

Identifier
B 433
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1950 - 31 Dec 1998
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

1222 Aufbewahrungseinheiten

60,0 laufende Meter

Creator(s)

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich etwa 11 Millionen deutsche Wehrmachtsangehörige in Kriegsgefangenschaft, davon etwa 3,35 Millionen in sowjetischem Gewahrsam. Die Siegermächte waren übereingekommen, bis zum Jahresende 1949 alle Kriegsgefangenen in ihre Heimat zu entlassen. Die Sowjetunion entließ die letzten deutschen Kriegsgefangenen erst im Jahre 1955. Die Frage nach dem Schicksal der Gefangenen gehörte zu den drängendsten Problemen der deutschen Nachkriegsöffentlichkeit. Emotional besonders aufgeladen war die "Heimkehr der Zehntausend" ab 7. Oktober 1955 aus sowjetischer Gefangenschaft. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft waren weitreichende sozialpolitische Fragen zu lösen: die Regelung von Entschädigungs- und Rentenansprüchen, die Versorgung der Heimkehrer mit Arbeitsplätzen und Wohnungen sowie die gesundheitliche Fürsorge einschließlich der Behandlung und Erkennung von durch die Kriegsgefangenschaft erlittener gesundheitlicher Spätschäden.

Im März 1950 wurde der Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands e.V. (VdH) als Zentralverband der bis dahin verstreut existierenden Interessengruppen ehemaliger Kriegsgefangener gegründet. Mit annähernd einer halben Million Mitgliedern (1955) gehörte der VdH in den 1950er Jahren zu den einflussreichen und mitgliederstärksten Verbänden der Bundesrepublik.

Die Betätigungsfelder des VdH reichten vom Einsatz für die Freilassung der noch zurückgehaltenen Kriegsgefangenen und so genannten "Kriegsverurteilten" über Lobbyarbeit im Rahmen der Kriegsfolgengesetzgebung bis hin zur politischen Bildungsarbeit. Zu seinen größten politischen Erfolgen zählte die Durchsetzung des 1954 verabschiedeten Kriegsgefangenen-Entschädigungsgesetzes. Der VdH war außerdem maßgeblich an der öffentlichkeitswirksamen Etablierung des Gedenkens an die noch zurückgehaltenen Kriegsgefangenen beteiligt.

In der ersten Hälfte der 1950er Jahre veranstaltete der Verband mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung und unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit "Kriegsgefangenen-Gedenkwochen", bei denen bundesweit die Freilassung der Kriegsgefangenen gefordert wurde. Auf die Initiative des VdH ging eine Wanderausstellung zum Thema Kriegsgefangenschaft zurück, die von 1951 bis Mitte der 1960er Jahre in über 100 Städten der Bundesrepublik und vereinzelt auch im Ausland gezeigt und von insgesamt rund 1,7 Millionen Personen besucht wurde. In Denkmalprojekten engagierte sich der VdH ebenfalls stark. Bis Mitte der 1960er Jahre errichtete der Verband rund 1.800 überwiegend lokale Mahnmale zur Erinnerung an die Kriegsgefangenschaft. Von herausragender Bedeutung war die Einrichtung einer Gedächtnisstätte im Durchgangslager Friedland bei Göttingen. Nicht zuletzt zur finanziellen Unterstützung des Vorhabens warb der VdH mit der "Friedlandglocke", einem zentralen Verbandssymbol, die auf einem offenen LKW durch die Republik transportiert wurde und den Ortsverbände des VdH in Dutzenden deutscher Städte und Orte Anlass für öffentliche Inszenierungen gab.

Langjähriger Präsident des VdH war Werner Kießling, die Geschäftsstelle hatte ihren Sitz in Bonn - Bad Godesberg. Der VdH verstand sich als eine generationenspezifische Interessenvertretung und schloss verzichtete deshalb auf eine eigene Nachwuchspoiltik aus. Der Bundesverband löste sich im Jahre 2006 auf.

Bestandsbeschreibung

Der Bestand umfasst das Registraturgut der Geschäftsstelle des VdH sowie einzelne Druckerzeugnisse (Rechenschaftsberichte, Verbandszeitschrift "Der Heimkehrer").

Das verbandseigene Archiv, das Sammlungsgut zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen enthielt, bildete im Bundesarchiv, Abt. Militärarchiv zunächst den Bestand MSG 201, wird aber in 2010 in den Bestand MSG 200 überführt.

Zitierweise

BArch B 433/...

Related Units of Description

  • Amtliche Druckschriften

  • Wir mahnen die Welt. Jahrbuch des Verbandes der Heimkehrer, um 1950.

  • Freiheit ohne Furcht. Zehn Jahre Heimkehrerverband, Bad Godesberg 1960.

  • Kriegsgefangene reden. Katalog der [VDH-] Ausstellung, Berlin 1952.

  • Literatur

  • Svenja Goltermann: Die Gesellschaft der Überlebenden. Deutsche Kriegsheimkehrer und ihre Gewalterfahrungen im Zweiten Weltkrieg, München 2009.

  • Birgit Schwelling: Heimkehr, Erinnerung, Integration. Der Verband der Heimkehrer, die ehemaligen Kriegsgefangenen und die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft, Paderborn 2010.

  • Birgit Schwelling: Zeitgeschichte zwischen Erinnerung und Politik. Die Wissenschaftliche Kommission für deutsche Kriegsgefangenengeschichte, der Verband der Heimkehrer und die Bundesregierung, 1957-1975, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 56 (2008), S. 227-263.

  • Birgit Schwelling: Gedenken im Nachkrieg. Die "Friedland-Gedächtnisstätte", in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 5 (2008) H. 2.

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