Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands e.V.
Web Source
Extent and Medium
Schriftgut
1222 Aufbewahrungseinheiten
60,0 laufende Meter
Creator(s)
- Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Dtls. e.V. (VdH), 1950-1998
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich etwa 11 Millionen deutsche Wehrmachtsangehörige in Kriegsgefangenschaft, davon etwa 3,35 Millionen in sowjetischem Gewahrsam. Die Siegermächte waren übereingekommen, bis zum Jahresende 1949 alle Kriegsgefangenen in ihre Heimat zu entlassen. Die Sowjetunion entließ die letzten deutschen Kriegsgefangenen erst im Jahre 1955. Die Frage nach dem Schicksal der Gefangenen gehörte zu den drängendsten Problemen der deutschen Nachkriegsöffentlichkeit. Emotional besonders aufgeladen war die "Heimkehr der Zehntausend" ab 7. Oktober 1955 aus sowjetischer Gefangenschaft. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft waren weitreichende sozialpolitische Fragen zu lösen: die Regelung von Entschädigungs- und Rentenansprüchen, die Versorgung der Heimkehrer mit Arbeitsplätzen und Wohnungen sowie die gesundheitliche Fürsorge einschließlich der Behandlung und Erkennung von durch die Kriegsgefangenschaft erlittener gesundheitlicher Spätschäden.
Im März 1950 wurde der Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands e.V. (VdH) als Zentralverband der bis dahin verstreut existierenden Interessengruppen ehemaliger Kriegsgefangener gegründet. Mit annähernd einer halben Million Mitgliedern (1955) gehörte der VdH in den 1950er Jahren zu den einflussreichen und mitgliederstärksten Verbänden der Bundesrepublik.
Die Betätigungsfelder des VdH reichten vom Einsatz für die Freilassung der noch zurückgehaltenen Kriegsgefangenen und so genannten "Kriegsverurteilten" über Lobbyarbeit im Rahmen der Kriegsfolgengesetzgebung bis hin zur politischen Bildungsarbeit. Zu seinen größten politischen Erfolgen zählte die Durchsetzung des 1954 verabschiedeten Kriegsgefangenen-Entschädigungsgesetzes. Der VdH war außerdem maßgeblich an der öffentlichkeitswirksamen Etablierung des Gedenkens an die noch zurückgehaltenen Kriegsgefangenen beteiligt.
In der ersten Hälfte der 1950er Jahre veranstaltete der Verband mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung und unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit "Kriegsgefangenen-Gedenkwochen", bei denen bundesweit die Freilassung der Kriegsgefangenen gefordert wurde. Auf die Initiative des VdH ging eine Wanderausstellung zum Thema Kriegsgefangenschaft zurück, die von 1951 bis Mitte der 1960er Jahre in über 100 Städten der Bundesrepublik und vereinzelt auch im Ausland gezeigt und von insgesamt rund 1,7 Millionen Personen besucht wurde. In Denkmalprojekten engagierte sich der VdH ebenfalls stark. Bis Mitte der 1960er Jahre errichtete der Verband rund 1.800 überwiegend lokale Mahnmale zur Erinnerung an die Kriegsgefangenschaft. Von herausragender Bedeutung war die Einrichtung einer Gedächtnisstätte im Durchgangslager Friedland bei Göttingen. Nicht zuletzt zur finanziellen Unterstützung des Vorhabens warb der VdH mit der "Friedlandglocke", einem zentralen Verbandssymbol, die auf einem offenen LKW durch die Republik transportiert wurde und den Ortsverbände des VdH in Dutzenden deutscher Städte und Orte Anlass für öffentliche Inszenierungen gab.
Langjähriger Präsident des VdH war Werner Kießling, die Geschäftsstelle hatte ihren Sitz in Bonn - Bad Godesberg. Der VdH verstand sich als eine generationenspezifische Interessenvertretung und schloss verzichtete deshalb auf eine eigene Nachwuchspoiltik aus. Der Bundesverband löste sich im Jahre 2006 auf.
Bestandsbeschreibung
Der Bestand umfasst das Registraturgut der Geschäftsstelle des VdH sowie einzelne Druckerzeugnisse (Rechenschaftsberichte, Verbandszeitschrift "Der Heimkehrer").
Das verbandseigene Archiv, das Sammlungsgut zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen enthielt, bildete im Bundesarchiv, Abt. Militärarchiv zunächst den Bestand MSG 201, wird aber in 2010 in den Bestand MSG 200 überführt.
Zitierweise
BArch B 433/...