Erbgesundheitsgericht Berlin
Scope and Content
Vorwort
A Rep. 356 Erbgesundheitsgericht Berlin
Im Zuge eines Beständeaustauschs mit dem Landeshauptarchiv Potsdam im Jahr 2000 wurde der Splitterbestand Erbgesundheitsgericht Berlin Pr. Br. Rep. 5N Nr. 1-15 nebst Findkartei an das Landesarchiv abgegeben und zum Bestand dazusigniert.
Mit "Erlass des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vom 14. Juli 1933 wurde ein Verfahren zur staatlichen Zwangssterilisation von Personen, die bestimmte Leiden hatten oder sonst als "erbuntüchtig" angesehen wurden, eingeführt. Das Gesetz trat zum 01. Januar 1934 in Kraft. So genannte "Erbgesundheitsgerichte", bestehend aus fünf Personen (zwei Berufsrichter und drei Ärzte), fällten entsprechende Urteile, gegen die vor den "Erbgesundheitsobergerichten" geklagt werden konnte.
Das für Berlin zuständige Erbgesundheitsgericht wie auch das Erbgesundheitsobergericht wurden durch Bekanntmachung des Reichsministers des Innern vom 16. Februar 1934 beim Amtsgericht Charlottenburg angegliedert; Sitz war das Gerichtsgebäude am Tegeler Weg 17-20.
Von 1935 bis 1945 wurden über 20.000 Verfahren zur Zwangssterilisierung betrieben, die mit der Sterilisierung von Tausenden von Bürgern endeten.
Nach Abschluss der Verfahren wurden die Akten vom Gericht an die für den Wohnort der Betroffenen jeweils zuständigen Gesundheitsämter abgegeben; die Überlieferung wurde also verstreut. Der Bestand "Erbgesundheitsgericht Berlin" wurde im Landesarchiv Berlin durch Herauslösung von Akten aus den Überlieferungen der Bezirksämter und verschiedener Amtsgerichte wieder rekonstruiert.
Enthält:
Generalakten des Erbgesundheitsgerichtes Berlin.- Einzelfallakten A-Z zu Zwangssterilisierungen (Bezirke Neukölln, Charlottenburg, Wilmersdorf, Tiergarten und Zehlendorf).- Fallakten Brandenburgischer Erbgesundheitsgerichte, die 1944 nach Berlin abgegeben werden mussten.- Urteilssammlungen.- Kartei des Erbgesundheitsgerichts.- Register.
Erschlossen: 5055 [AE] 36,00 [lfm]
Laufzeit:
1934 - 1945
Benutzung:
Datenbank, Findbuch
Film
Benutzungsbeschränkung
Verweise:
-> LAB A Rep. 037-08-01 Bezirksamt Charlottenburg, Poliklinik für Erb- und Rassenpflege
-> LAB A Rep. 039-08-01 Bezirksamt Wilmersdorf, Beratungsstelle für Erb- und Rassenpflege
-> LAB A Rep. 042-08-01 Bezirksamt Steglitz, Beratungsstelle für Erb- und Rassenhygiene
Literatur:
-> Bock, Gisela: Zwangssterilisationen im Nationalsozialismus. Studien zur Rassenpolitik und Frauenpolitik, Opladen 1986.
-> Friedländer, Henry: Der Weg zum NS-Genozid. Von der Euthanasie zur Endlösung, Berlin 1997.
-> Fürstenberg, Doris: Aber gegen die Bezeichnung Erbkrankheit wehren wir uns. Die Beratungsstelle für Erb- und Rassenhygiene im Gesundheitsamt Steglitz. In: Steglitz im Dritten Reich. Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus in Steglitz, Berlin 1992.
-> Lifton, Robert Jay: Ärzte im Dritten Reich, Stuttgart 1988.
-> Luchterhandt, Martin: Die Akten der Beratungsstelle für Erb- und Rassenpflege im Bezirk Charlottenburg. In: Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg, Archivbericht Nr. 8, Berlin 1998.
-> Ders.: "Rekonstruktion" einer Registratur. Die Überlieferung des Erbgesundheitsgerichts Berlin im Landesarchiv Berlin. In: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin, hrsg. von Uwe Schaper, Berlin 2007.
-> Müller, Ingo: Furchtbare Juristen. Die unbewältigte Vergangenheit unserer Justiz, München 1989.