Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands

Identifier
R 9347
Language of Description
German
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

34 Aufbewahrungseinheiten

Creator(s)

Biographical History

Geschichte des Bestandsbildners

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurden 1933 die erst 1932 vom Verband der Ärzte Deutschlands (Hartmannbund) gebildeten regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen, welche die Sicherstellung der ambulanten Versorgung gewährten und die medizinischen Leistungen zwischen Kassenärzten und Krankenkassen abrechneten, mit der Verordnung über die Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands (KVD) vom 2. August 1933 auf Landes-, Provinz- und Bezirksebene zusammen geschlossen; die KVD war eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, die unter der Aufsicht des Reichsarbeitsministers stand, das Reichsarztregister führte und ab 1935 vom Reichsärzteführer geleitet wurde.

Der Aufbau eines Reichsarztregisters war mit der Zulassungsverordnung vom 30. Dezember 1931 beschlossen und die Statistische Abteilung des Hartmannbundes unter Leitung von Julius Hadrich (1891-1983) damit beauftragt worden. Nach Gründung der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD) im August 1933 übernahm diese die Weiterführung des Reichsarztregisters. Anfang 1933 waren bereits Informationen zu 35.000 Ärzten vorhanden, eine Zahl, die schnell weiter wuchs. Heute sind 97.087 Karteikarten bekannt, wobei bekannt ist, dass das Verzeichnis nicht vollständig überliefert wurde: Insbesondere beim Buchstaben "S" scheint es größere Lücken zu geben. Sitz des RAR war ab 1933 das Berliner Ärztehaus in der Lindenstraße 42 (heute Axel-Springer-Straße) in Berlin-Kreuzberg.

Als reichsweites Organ sammelte das RAR die Informationen der bei den Oberversicherungsämter der verschiedenen Länder geführten und auf Fragebögen der Antragsteller beruhenden 27 landesweiten Kassenarztregister und führte sie in einem großen Gesamtverzeichnis zusammen. Das Reichsarztregister enthielt demnach Karteikarten für jeden bei den Krankenkasse im Reich zugelassenen und eingetragenen Arzt sowie für die Kassenanwärter. Damit ließen sich umfassende Statistiken über die in den einzelnen Arztregisterbezirken zuglassenen Ärzte im reichsweiten Vergleich anfertigen, worin die eigentliche arbeitsmarktpolitische und planwirtschaftliche Funktion dieses Register lag. Außerdem wurden Auskünfte an das Reichsarbeitsministerium und den Reichsausschuss für Ärzte und Krankenkassen erteilt.

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Das Reichsarztregister (abgekürzt: RAR) bildet ein Verzeichnis aller Kassenärzte des Deutschen Reiches.

Bestandsgeschichte:

Das von der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD) geführte Reichsarztregister überstand die Kriegswirren und fiel nach 1945 an die "Ärztliche Sektorenverbände", einer neu gebildeten kassenärztlichen Organisation, die 1950 in der per Gesetz geschaffenen "Vereinigung der Sozialversicherungsärzte von Groß-Berlin" aufging; diese wiederum wurde 1955 in die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin umgewandelt. 1982 ließ die Berliner KV aus Platzgründen die 97.087 Karteikarten des RAR auf 16-mm-Filme kopieren und vernichtete anschließend die Originale.

Erst im Zuge des 2002 einsetzenden Projekts über die Geschichte der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung im Nationalsozialismus wurden die Mikrorollfilme des RAR für die Forschung wieder entdeckt und von der KV auf DVD digitalisiert. Eine Indizierung der Karten nach Namen, Geburtsjahr und Ort ermöglicht zielgerichtete Recherchen innerhalb der Kartei. Allerdings sind angesichts der geringen Qualität der Verfilmung nicht alle Angaben immer gut lesbar.

Das Bundesarchiv erhielt die DVDs im Jahr 2004 und kann damit der Forschung neben dem Reichsärzteverzeichnis der Reichsärztekammer (RÄK, Bestand R 9345) ein zweites reichsweites Arztregister zur Verfügung stellen.

Bestandsbeschreibung

Die von der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin übernommenen digitalisierten Filme enthalten alphabetisch geordnete Abbildungen der nicht mehr existierenden Karteikarten des Reichsarztregisters. Neben Adressen, Familienstand, Kinderzahl, Konfession, Abstammung, Mitgliedschaft in der NSDAP und deren Gliederungen, Militärverhältnis und Kassenzulassung sind Angaben über die Berufslaufbahn der Kassenärzte im Deutschen Reich vermerkt. Allerdings sind nur wenige Karten komplett ausgefüllt worden, fehlende Einträge lassen also keinerlei Rückschlüsse zu.

Teilweise wurden in der Nachkriegszeit Ergänzungen v.a. der Anschriften oder des Entzugs der Bestallung vorgenommen. Im Unterschied zur Kartei der Reichsärztekammer enthält das Reichsarztregister auch Angaben über jüdische, kommunistische und sonstige Mediziner, denen die Approbationen im Dritten Reich entzogen worden waren.

Erschliessungszustand

Datenbank

Zitierweise

BArch R 9347/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • R 9345 Reichsärztekammer: Reichsärzteverzeichnis

  • Amtliche Druckschriften

  • Deutsches Ärzteblatt, Amtsblatt der Reichsärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands, Berlin 66 (1936) - 75 (1945) [RD 29/1].

  • Literatur

  • Rebecca Schwoch/Judith Hahn: Planwirtschaftliche Aufgaben im Karteikasten - Das Reichsarztregister als Quellenbestand, in: Rainer Stommer (Hg.): Medizin im Dienste der Rassenideologie. Die "Führerschule der Deutschen Ärzteschaft" in Alt Rehse. Berlin: Ch. Links Verlag, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, 2017, S. 94-101.

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