Kriegsmetall AG
Extent and Medium
Schriftgut
1634 Aufbewahrungseinheiten
Creator(s)
- Kriegsmetall AG (KMA), 1914-1921
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Kriegsgesellschaften allgemein
Die ersten Kriegsgesellschaften überhaupt wurden unmittelbar nach der Errichtung der Kriegsrohstoffabteilung am 13. Aug. 1914 in der Rechtsform der Aktiengesellschaft gegründet. Diese Handelsgesellschaften nahmen im Grundsatz völlig selbständig die ihnen übertragenen Aufgabenbereiche wahr und wurden bei ihrer Geschäftstätigkeit nur durch staatliche Kommissare des Kriegsministeriums, des Reichsamt des Innern, des Preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe, des Reichsmarineamts oder anderen Reichsbehörden kontrolliert. Insbesondere bei den kaufmännischen und technischen Aufgaben bedurfte es zur Entlastung der Verwaltung der Unterstützung des Handels und der Industrie. Nur auf diese Weise glaubte man die Defizite bei den wirtschaftlichen und organisatorischen Vorbereitungen ausgleichen zu können.
Rechtlich wurden die Kriegsgesellschaften in Gestalt von Aktiengesellschaften, Gesellschaften mbH, Abrechungsstellen oder Kriegsausschüssen errichtet. Begrifflich waren sie von den Zwangssyndikaten, den zentralen Wirtschaftsverbänden und von den staatlichen Stellen selbst abzugrenzen.
Mit zunehmender Verschlechterung der Versorgungssituation kamen weitere Aufgabenbereich dazu. Zusätzlich zur Beschaffung, Verwaltung und Verteilung von Rohstoffen musste man sich nun auch mit der Mobilisierung und Ergänzung der im Inland vorhandenen Materialvorräte befassen. Zu diesem Zweck wurden staatlicherseits Mobilmachungsstellen errichtet, Rohstoffimport- bzw. in den besetzten Gebieten Requisitionsorganisationen gegründet und die inländische Produktion von Rohstoffen und deren Ersatzstoffe durch direkte Einflussnahme auf industrielle Kapazitäten, die Neuerrichtung von Betrieben und die Förderung wissenschaftlicher Entwicklungen forciert. Entsprechend dehnte sich auch das Betätigungsfeld der Hilfsorganisationen auf die technischen Aufgaben (Sortierung, Umarbeitung, Lagerung und Transport der Rohstoffe), die Produktionsförderung und den Außenhandel aus.
Von den bei Kriegsende bestehenden ca. 350 Organisationen unterstanden 105 dem Kriegsernährungsamt (später: Reichsernährungsministerium), 120 dem Reichswirt‧schaftsamt (später: Reichswirtschaftsministerium), fünf dem Reichsamt des Innern (später: Reichsministerium des Innern) und 120 dem preußischen Kriegsministerium bzw. dem Kriegsamt (später: dem Reichswirtschaftsministerium). Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich nur bei etwa einem Drittel dieser Organisationen um Stellen mit Behördencharakter handelte; nur bei diesen kann überhaupt von einem Unterstellungsverhältnis im verwaltungsrechtlichen Sinne gesprochen werden. Die übrigen Organisationen sind etwa zu einem weiteren Drittel sogenannte Kriegsgesellschaften, d. h. für Zwecke der Kriegswirtschaft gegründete, meist mit Kapitalbeteiligungen des Reichs und der Länder arbeitende und durch Reichsämter oder speziell eingesetzte Reichskommissare überwachte Gesellschaften des Handelsrechts (AG, GmbH). Die Organisationen des restlichen Drittels sind als Selbstverwaltungsorgan der einzelnen Wirtschaftszweige mit dem Charakter von freiwilligen oder Zwangssyndikaten unter Reichseinfluss zu betrachten.
Die Auflösung der Kriegsgesellschaften richteten sich in erster Linie nach den statutarischen Bestimmungen, die entsprechend dem Zweck der Gesellschaften den Beginn der Liquidation regelmäßig mit Beendigung des Krieges oder innerhalb eines Jahres nach Abschluss eines Friedensvertrages mit sämtlichen Großmächten vorsah. Wo eine zeitliche Begrenzung fehlte oder die Kreisgesellschaften aufgrund der andauernden Versorgungsnotlage durch nachträgliches Übereinkommen fortgeführt wurden, bedurfte es dagegen eines ausdrücklichen Auflösungsbeschlusses. Im Interesse eines schnellen, einheitlichen und endgültigen Abbaus der Kriegswirtschaft wurde schließlich auf Veranlassung des Reichsschatzamts am 15. Juli 1921 für alle Kriegsgesellschaften die erleichtere Möglichkeit der Auflösung durch einen Übergang auf das Reich ohne Liquidation geschaffen.
Kriegsmetall AG
Die am 2. September 1914 unter Aufsicht des Kriegsamtes gegründete Kriegsmetall AG sollte die Beschaffung, Verteilung und Verwertung von Metallen - außer Eisen - für den Heeresbedarf sicherstellen, wärhend das Eisen, als ein in Deutschland in reicher Menge vorhandener Stoff zunächst nicht bewirtschaftet wurde und erst später zum Aufgabengebiet der am 30. September 1916 gegründeten Eisenzentrale wurde. Den Haupthilfsstoff für die Stahlerzeugung, das Mangan, bewirtschaftete die Mangangversorgungstelle Düsseldorf, neben die am 14. September 1916 die Manganerz GmbH trat, der die Förderung der Manganerzeugung zufiel. Ein weiterer Stoff, das Ferrosilizium, fiel in den Bereich der Eisenzentrale. Sämtliche sonstigen Metalle wurden von der Kriegsmetall AG betreut.
Der Mangel an Metallen gebot nun einerseits auf den Bezug von Erzen aus dem verbündeten und dem neutralen Ausland Bedacht zu nehmen, andererseits die Wiederaufnahme der Produktion deutscher Erzbergwerke, die im Frieden als unrentabel vernachlässigt oder ganz aufgegeben worden waren, zu fördern. Soweit es sich nicht um den Einkauf des reinen Metalls handelte, sorgte die Kriegsmetall AG auch für die Aufbereitung der Erze, allgemein durch die Abteilung U (Umarbeitung), für Stahlhärtungsmetalle durch die Abteilung S, für Aluminiumerzeugung durch die Abteilung H. Die im Herbst 1916 errichtete Abteilung Bgb. (Bergbau) untersuchte und begutachtete die Erzvorkommen im Inland und im verbündeten Ausland, was bis dahin von der Abteilung U nebenher betrieben worden war. Auch die Kontrolle der von der Kriegsmetall AG finanziell unterstützten Gruben und Hüttenbetriebe fiel der Abteilung Bgb. zu.
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Bestandsgeschichte
Sofort nach Beendigung des Krieges wurden die Akten der Kriegsgesellschaften, die Bezug zum Bergbau hatten, von der Geologischen Landesanstalt einer Durchsicht unterzogen. Die Geologische Landesanstalt verschaffte sich anschließend die Genehmigung des Reichsschatzministeriums, wertvolle Gutachten über Erzvorkommen behalten zu dürfen (17. März 1922). Die übrigen sie interessierenden Akten nahm sie in zwei Listen besonders auf und sandte sie an das Reichsarchiv, woselbst die von der Kriegsmetall AG stammenden Akten als besonderer Bestand zusammenblieben, während die Akten der Eisenzentrale, des Kommissariats der Eisenzentrale und der Manganerz GmbH in ihre Registraturen wieder eingeordnet wurden.
Bei der im Jahr 1938 erfolgten Ordnung der Kriegsmetall AG erhob sich die Frage, ob man nun nicht auch die Provenienz der Grubenakten dieser Gesellschaft wiederherstellen solle. Mit Rücksicht auf die fortwährenden Anfragen hinsichtlich der Grubenakten und auf ihre einzigartige Bedeutung für die Rohstoffversorgung wurde diese Frage verneint. Die Grubenakten blieben daher als besondere Abteilung der Kriegsmetall AG zusammen.
Die Bestände der Kriegswirtschaftsorganisationen des I. Weltkrieges waren in den Jahren 1943 und 1944 zunächst auswahlweise nach Staßfurt und dann unter Einbeziehung der gesamten zunächst zurückgelassenen Bestände und Bestandsteile nach Schönebeck ausgelagert worden.
Im Zuge der Nachkriegsereignisse gelangten sie in das Deutsche Zentralarchiv, Abt. Merseburg, wo sie bis 1955 verblieben. Im Juli/August 1955 wurden die Bestände der Kriegsorganisationen des I. Weltkrieges nach Potsdam in das Zentralarchiv überführt.
Archivische Bewertung und Bearbeitung
In den Jahren 1959-1960 wurde damit begonnen, einzelne kleinere Bestände, für die keine oder nur unzureichende Findhilfsmittel des Reichsarchivs vorlagen, zu ordnen und zu verzeichnen.
Bestandsbeschreibung
Unterlagen zu folgenden Schwerpunkten überliefert:
-
Leitung und Organisation, Finanzen, Personal Gründung, Gesellschaftsvertrag, Liquidation, 1914-1921
-
Aufsichtsratssitzungen, Aufsichtsratsmitglieder A-Z, 1914-1921
-
Ausschüsse, 1914-1919
-
Abteilungen, 1915-1920
-
Bilanzen, Revisionen, 1914-1921
-
Kapitalbeteiligungen, 1915-1920
-
Personalangelegenheiten, 1915-1921
-
Rechtsangelegenheiten, 1914-1921
-
Verbindung zu Reichsbehörden und Kriegsgesellschaften, 1914-1921
-Metallwirtschaft und Metallbewirtschaftung, Produktion, Rohstoffversorgung, 1914-1920
-
Staatliche und privatwirtschaftliche Organisationen der Metallwirtschaft (Metallkonsortien, Metallwirtschaftsbund etc.), 1915-1921
-
Beschaffung und Beschlagnahme von Buntmetallen, 1914-1921
-
Metall-Zuweisung an die Industrie, 1914-1919
-
Lagerhaltung, 1915-1920
-
Metallpreise, 1914-1919
-
Bewirtschaftung und Produktion einzelner Metalle, dabei auch Verträge mit einzelnen Firmen, 1914-1920
-
Nickel, Aluminium, Zink, Zinn Weißblech, 1915-1921
-
Stahlhärtungsmetalle, Wolfram (v.a. Wolframerzgewinnung im Erzgebirge), 1902-1925
-
Molybdän, Vanadium, Ferrochrom, Graphit u.a., 1885-1921
-
Metallein- und -ausfuhr, Erzförderung im Ausland, 1915-1921
-
Österreich-Ungarn, Bulgarien, Serbien, Türkei, Orient, Russland, Ukraine, Skandinavien, Niederlande, Belgien, Schweiz, Italien, Spanien, 1914-1921
Erschliessungszustand
Findkartei ca. 1980
Zitierweise
BArch R 8737/...