Reichsstudentenführung/ Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund
Extent and Medium
Schriftgut
4411 Aufbewahrungseinheiten
Creator(s)
- Deutsche Studentenschaft (DSt), 1920-1936
- Reichsstudentenführung/ Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund, 1925-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Errichtung der Reichsstudentenführung (RStFü) am 5. November 1936 durch Zusammenfassung der Ämter des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) - als Gliede‧rung der NSDAP - und der Deutschen Studentenschaft (DSt) - als betreute Organisation - im Stab des Reichsstudentenführers; Ernennung von Dr. Gustaf Adolf Scheel zum Reichsfüh‧rer des NSDStB, der DSt, des Altherrenbundes und des Reichsstudentenwerkes.
Vertreter von 74 Studentenschaften aus dem Deutschen Reich, Danzig, Österreich und dem Sudetenland vereinigten sich auf dem Würzburger Studententag 1919 im großdeutschen Sinn zur Vertretung der deutschen Studentenschaft, der alle Studierenden als Einzelmitglieder unmittelbar angehörten. Aus ihr ging 1920 die Deutsche Studentenschaft (DSt) als Dachorganisation hervor, die auf den örtlichen Studentenausschüssen aufbaute. Nach ihrer Satzung von 1922 wurde im Reichsgebiet die Zugehörigkeit zur DSt nach dem Staatsangehörigkeitsprinzip geregelt. Durch Gesetz vom 22. April 1933 wurde die Zugehörigkeit zur Studentenschaft nach dem Rasseprinzip bestimmt und allen Studentenschaften die staatliche Anerkennung zugesprochen. Am 7. Februar 1934 wurde der DSt eine Verfassung nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip oktroyiert. Den Abschluss der Gleichschaltung und Erfassung aller studentischen Organisationen bildete im November 1936 die Errichtung der Reichsstudentenführung (RSF) als Hauptamt in der Reichsleitung der NSDAP, in dem die DSt als von der NSDAP betreute Organisation mit dem NS-Deutschen Studentenbund (NSDStB) als Gliederung der Partei vereinigt wurde.
Der wesentliche Teil der Akten der DSt aus der Zeit 1933-1936 befindet sich zusammen mit einem Großteil der Überlieferungen des NSDStB und der RSF in der Abteilung R des Bundesarchivs.
Stand: Dezember 2005
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Entstehung und Entwicklung der Deutschen Studentenschaft (DSt), des Nationalsozialistischen Studentenbundes (NSDStB) und der Reichsstudentenführung (RSF)
Nach der Gründung der Deutschen Studentenschaft als demokratischer Zusammenschluss der örtlichen Studentenausschüsse im Jahre 1919 entstanden 1922/23 nationalsozialistische Studentengruppen in Erlangen und München, im Februar 1926 dann mit dem NSDStB als Gliederung der NSDAP (1) eine Vereinigung nationalsozialistischer Studentengruppen. Sitz des NSDStB war von 1926 bis 1928 Leipzig, dann München. Die Organisation in Kreisen glich der der DSt. Bei den Studentenschaftswahlen gab es bald Erfolge, bereits 1931 stellte der NSDStB den Vorsitzenden und die größte Zahl der Kreisführer der DSt. Mit der „Machtergreifung" durch die NSDAP 1933 wurden die studentische Selbstverwaltung eingeschränkt, die Allgemeinen Studentenausschüsse aufgelöst und die DSt eine staatlich anerkannte Körperschaft. Der Ausschluss der jüdischen Studenten erfolgte durch das Reichsgesetz über die Bildung von Studentenschaften an wissenschaftlichen Hochschulen vom 22. April 1933. Im Februar 1934 erließ der Reichsminister des Innern Verfassungen für die DSt und die neu entstandene Deutsche Fachschulschaft, die in der ebenfalls neu geschaffenen Reichsschaft der Studierenden an den Deutschen Hoch- und Fachschulen zusammengeschlossen wurden (2). 1934 erhielt auch der NSDStB eine neue Organisationsform. An der Spitze der Hierarchie stand der Führer des NSDStB im Range eines Amtsleiters der Obersten Leitung der Parteiorganisation (3) . Die auf Kreisen basierende regionale Gliederung des NSDStB erhielt die Grenzen der Gaue der NSDAP. Die Gaustudentenbundsführer wurden in die Stäbe der Gauleiter integriert und unterstanden deren Disziplinargewalt. Die zuvor selbständige Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen (ANSt) bildete nun in den Hoch- und Fachschulgruppen Studentinnengruppen mit einer dem Hoch- bzw. Fachschulgruppenführer des NSDStB unterstehenden Leiterin.
Trotz der Umorganisationen blieb die Konkurrenz zwischen DSt als Vereinigung aller Studierenden und des NSDStB als Gliederung der NSDAP erhalten. Erst durch die Schaffung des Amtes des Reichsstudentenführers im November 1936 und die Vereinigung der Ämter der DSt und des NSDStB im Stab der Reichsstudentenführung konnte der Dualismus beendet werden. Die Reichsschaft der Studierenden an Deutschen Hoch- und Fachschulen und die Deutsche Fachschulschaft wurden liquidiert und deren Rechte an die DSt abgetreten. Es erfolgte die Umbenennung der Hauptämter der DSt in Hauptabteilungen und die Kreisführungen fielen weg, ersetzt durch die Gaustudentenführungen, die wiederum fachlich der Reichsstudentenführung unterstanden. Von den Ämtern der Reichsführung der DSt blieben Außenamt und das Amt Körperliche Ertüchtigung erhalten. Die DSt als Selbstverwaltungsorgan der deutschen Studenten aber existierte nicht mehr.
Der Mediziner Dr. Gustav Adolf Scheel vereinigte als Reichsstudentenführer nicht nur die Führung von DSt und NSDStB, sondern war auch Führer des NS-Altherrenbundes (4) und Vorsitzender des Reichsstudentenwerks. Im Jahr 1941 erfolgte seine Ernennung zum Gauleiter und Reichsstatthalter des Reichsgaues Salzburg, 1944 zum SS-Obergruppenführer sowie zum Leiter des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes.
Bestandsgeschichte
Das Schriftgut des Bestands ist in mehreren Teilen in das Bundesarchiv gelangt. Aus den USA ging 1959 der sog. „NS-Mischbestand" in den Besitz des Bundesarchivs über, die darin vorgefundenen Unterlagen der Reichsstudentenführung (RSF) und des Nationalsozialistischen Studentenbundes (NSDStB) wurden dem Bestand NS 38 zugeführt (5) . 1969 ordnete und verzeichnete Frau Hellewigt in Koblenz die Unterlagen und Frau Kinder erstellte das Findbuch des Bestands NS 38.
Einen großen Zuwachs bildeten die per Leihvertrag an das Bundesarchiv übergebenen Unterlagen der RSF und des NSDStB aus dem Staatsarchiv Würzburg. Diese im Herbst 2005 von der Abteilung Reich in Berlin-Lichterfelde übernommenen Archivalien stammen aus dem im Mai 1939 auf der Festung Marienberg eröffneten Institut für deutsche Studentengeschichte. In dieses Institut sollten neben dem nichtmehr benötigten Schriftgut der DSt, des NSDStB und der RSF auch Unterlagen aus dem Hauptarchiv der NSDAP, die das Studentenwesen betrafen, und die der Studentenführer und Gaustudentenführer im Deutschen Reich abgegeben werden, was jedoch nur teilweise gelang. Zudem wurden Sammlungen zur Studentengeschichte wie die des Instituts für Hochschulkunde in Göttingen von Prof. Dr. Paul Ssymank in die Sammlung integriert.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges ging eine größere Menge der Archivalien verloren, teilweise beim Abtransport durch Einheiten der amerikanischen Besatzungsmacht (6) .1947 gelangten die übrig gebliebenen Unterlagen in den Besitz des Mainfränkischen Museums in Würzburg, 1952 dann zur Universität Würzburg. In den 1950er Jahren erhielt die Deutsche Burschenschaft ihre im Bestand aufgenommenen Archivalien zurück, diese lagern seitdem als Depositum unter der Bestandssignatur DB 9 im Bundesarchiv; erst in der Außenstelle Frankfurt am Main, nach deren Auflösung im Jahr 2000 in Koblenz. Die in der Universität Würzburg verbliebenen Unterlagen wurden 1986 vom Staatsarchiv Würzburg übernommen.
Im Bundesarchiv konnten bei der Neuverzeichnung des Bestands NS 38 mehrere Meter unerschlossener Archivalien aus dem ehemaligen Berlin Document Center der Provenienz Reichsstudentenführung zugeordnet werden. Einzelne verzeichnete Akten des sogenannten "NS-Archivs" der Hauptabteilung IX/11 des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR wurden ebenfalls in den Bestand NS 38 integriert.
Erschließung
Mit Ausnahme einiger Akten aus dem 1969 in Koblenz erstellten Findbuch mussten alle Verzeichnungseinheiten neu verzeichnet werden. Insbesondere waren bei der Überlieferung aus Würzburg neben der Umsignierung die Bezeichnung der Titel grundlegend zu ändern. Die Provenienz war häufig falsch erfasst, teilweise waren die Archivalien nur grob erschlossen. Die Signaturen aus Koblenz wurden nicht geändert und umfassen die Nr. 1 bis 67 sowie 1001 bis 1359. Die Archivalien aus dem Berlin Document Center erhielten die Signaturen 68 und 69 sowie 1360 bis 1525, die aus dem „NS-Archiv" des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR befinden sich in den Nummern 70 bis 81. Die Akten 1526 und 1527 stammen aus unerschlossener Überlieferung des Bundesarchivs. Die Überlieferung aus Würzburg erhielt die Signaturen 2001 bis 5678. Da es sich um eine Leihgabe handelt, verblieben die wenigen Plakate im Bestand.
Eine mit Behörden vergleichbare Aktenführung liegt bei den studentischen Unterlagen nicht vor, so dass insbesondere bei den Akten aus Würzburg durch Enthält-Vermerke verschiedene Provenienzen erfasst wurden. Teilweise konnte durch Aufteilungen von Unterlagen, die ursprünglich nicht vereint waren, Signaturen wieder provenienz- bzw. sachgemäß erschlossen werden. Eine völlig zufrieden stellende Verzeichnung war schon aufgrund der in der Entstehungszeit des Schriftgutes problematischen Aktenführung nicht möglich. Ämterhäufung einzelner Personen, häufiger Personalaustausch und die in kurzen Zeiträumen immer wieder durchgeführten Organisationsänderungen hatten Anteil an der mangelnden Ordnung der Unterlagen.
Aufgrund des Leihvertrags zwischen dem Bundesarchiv und der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns soll der Zusammenhang des Überlieferungsteils aus Würzburg nicht zerissen werden. Daher verbleiben einige Akten, die nicht der Provenienz Reichsstudentenführung bzw. NSDStB zuzuordnen sind, im Bestand NS 38. Dazu gehören u.a. die bis 1933 entstandenen Unterlagen der Deutschen Studentenschaft, die in den Bestand R 129, und die des Deutschen Studentenwerkes bzw. Reichsstudentenwerkes, die in den Bestand R 149 des Bundesarchivs zu integrieren gewesen wären.
Archivalische Ergänzungsüberlieferung
Bestände:
DB 9Deutsche Burschenschaft
R 128Gemeinschaft studentischer Verbände
R 129Deutsche Studentenschaft
R 143Verband der Vereine Deutscher Studenten
R 149Deutsches Studentenwerk e.V./ Reichsstudentenwerk
R 4901Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
R 8088Reichsverband der deutschen Hochschulen
ZSg 129Presseausschnittsammlung Deutsche Studentenschaft
ZSg 130Bibliothek und Sammlung Schwarzburgbund
ZSg 131Bibliothek und Sammlung Verband der Vereine Deutscher Studenten
Drucksachen:
· Der Altherrenbund. Amtliches Organ des NS-Altherrenbundes der deutschen Studenten. Ab 1943: Der Altherrenbund. Mitteilungen der Reichsführung des NS-Altherrenbundes
· Studentenpressedienst. Amtlicher Pressedienst des Reichsstudentenführers
· Verordnungsblatt des Reichsstudentenführers
Benutzungshinweise
Die von Studenten eingereichten Arbeiten zum Reichsleistungskampf bzw. Reichsberufswettkampf sind urheberrechtlich geschützt. Zudem enthält der Bestand derzeit noch Unterlagen über natürliche Personen, deren Schutzfristen gemäß § 5 Absatz 2 Bundesarchivgesetz noch nicht abgelaufen sind. Durch den Benutzungsantrag und gegebenenfalls weitere Verpflichtungserklärungen haben Benutzerinnen und Benutzer das Bundesarchiv bei Verstößen beim Urheber- und Persönlichkeitsrecht von der Haftung frei zu stellen.
(1) Grüttner, Michael, Studenten im Dritten Reich, Paderborn 1995, S. 20
(2) Reichsministerialblatt 62. Jahrgang, Nr. 7 vom 16. Febr. 1934, S. 76-79
(3) NS 38/ 35, Rundschreiben St.F.5/34
(4) Die NS-Studentenkampfhilfe zur Eingliederung der Alten Herren der Korporationen 1936 gegründet, wurde 1938 in NS-Altherrenbund umbenannt
(5) Schriftgut der Deutschen Studentenschaft ist im Bestand R 129 aufgenommen worden
(6) siehe Herbert Schott, Quellen zur Geschichte Thüringens im Bestand „Reichsstudentenführung" im Staatsarchiv Würzburg, in: Archiv und Regionalgeschichte. 75 Jahre Thüringisches Staatsarchiv Meinigen, hrsg. Von Norbert Moczarski u.a.,
Meiningen 1998 (Sonderveröffentlichung des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins Nr. 12, S. 367
Erschliessungszustand
Vorläufiges Findbuch (1969) des Bundesarchiv; drei vorläufige Findbücher und Kartei (vor 1990) aus dem Staatsarchiv Würzburg.
Zitierweise
BArch NS 38/...