Republikanisches Centrum Düsseldorf

Identifier
BY 7
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1968 - 31 Dec 1975
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

56 Aufbewahrungseinheiten

Creator(s)

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Die Gründung des Republikanischen Centrums Düsseldorf wie auch die von ähnlich gelagerten Republikanischen Clubs oder Clubs Voltaire in der BRD gegen Ende der 60er Jahre fiel in eine politische Situation, in der sich die heterogenen oppositionellen Gruppen außerhalb des parlamentarischen Repräsentativ- und Parteiensystems als Außerparlamentarische Opposition (APO) formierten. In dieser Phase der politischen Wirklichkeit der BRD, der Zeit der Großen Koalition im Bundestag, versuchten sich o.g. Clubs in neuen Formen des Engagements der Bürger für ihre demokratischen Ziele.

Im Aufruf zur Gründung des Republikanischen Centrums Düsseldorf (RC) vom 28.01.1968 wurde daher als Aufgabe "die Zusammenführung der politisch und kulturell aufgeschlossenen Kräfte ..., die sich als Teil der demokratischen Linken verstehen, sowie aller jener, die beunruhigt über die politische Entwicklung der Bundesrepublik, besorgt um die Erhaltung der Informationsfreiheit, der Demokratie und des Rechts auf Arbeit, Bildung und soziale Gerechtigkeit nach Auswegen suchen", [1] benannt. Daraus abgeleitet bestand für die Clubs das Hauptziel "in der politischen Aufklärung im Sinne einer solchen Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit, die das Verfasssungsversprechen der sozialen Demokratie im Artikel 20 des Grundgesetzes einlöst".[2]

Im Gleichklang mit den Forderungen der APO gehörte dazu das Eintreten für volle Mitbestimmung in der Wirtschaft und im Betrieb sowie die Demokratisierung in Schulen und Hochschulen. Diese Ziele verfolgte das Republikanische Centrum vor allem durch:

  • die Selbstverständigung seiner Mitglieder in permanenter Diskussion,

  • die Durchführung publikumsoffener Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen,

  • die Pflege des Gesprächs mit aufgeschlossenen Parteien, Verbänden, insbesondere mit Vertretern ihrer Jugendverbände.

Es galt daher, für die politische Arbeit Räumlichkeiten zu schaffen, in denen durch Vorträge, Podiumsdiskussionen, Seminare, Filmveranstaltungen, Ausstellungen und Lesungen der Club zur Bildung kritischen Bewußtseins als Voraussetzung für eine entschiedene politische Opposition in breiten Schichten der Bevölkerung beitragen konnte.

Das RC Düsseldorf wollte dabei kein Parteiersatz sein. Es sollte auch nicht die bestehenden Gruppierungen der APO ersetzen. Dementsprechend entwickelte es keine umfassende Programmatik nach Art eines Parteiprogramms. Es wollte vielmehr durch die Benennung der Widersprüche der Gesellschaft den objektiven Boden für eine solche Partei mitbereiten helfen. Dieser Wille zum Übergang von einer politischen Bewegung in eine Partei, drückt sich auch in der offenen Struktur des RC aus. Es vereinte Bürger verschiedener Religionen, Weltanschauungen und gesellschaftstheoretischen Orientierungen und organisierte sich als Zusammenschluß natürlicher Personen in einem rechtsfähigen Verein des bürgerlichen Rechts; dessen Gemeinnützigkeit durch die Finanzverwaltung anerkannt wurde.

Form und Arbeitsweise der Republikanischen Clubs variierten bundesweit. Es wurde aber angestrebt, die politischen Aktionen, etwa Anti-Vietnamkriegsdemonstrationen, Anti - Springeraktionen, Notstandsopposition oder den Kampf um ein fortschrittliches Hochschulgesetz zu koordinieren. Die RC's sollten somit auch eine Rolle als Koordinationsbasis nicht nur der Aktionen, sondern auch bestehender linker Gruppen spielen. Es galt unter der wachsenden Mitgliedschaft der Clubs wie darüber hinaus zwischen den Gruppen der APO, Transparenz und eine eigene Öffentlichkeit zu schaffen, die in der damaligen Phase der noch großen Zersplitterung der Kräfte des radikaldemokratischen, antiautoritären Lagers besonders notwendig erschien.

Dieser Aufgabe stellte sich das Republikanische Centrum Düsseldorf mit einer dafür speziell zugeschnittenen doppelten Organisationsform. Zunächst wurde am 1. März 1968 das RC Düsseldorf als eingetragener Verein gegründet. Den Vorsitz hatte Hans Peter Alvermann inne, der von 95 anwesenden stimmberechtigten Versammlungsteilnehmern mit nur einer Gegenstimme gewählt wurde. Darüber hinaus wurde zweitens am 4. Februar 1969 per Gesellschaftsvertrag die Gründung der Verlag- und Bücherstube im Republikanischen Centrum Düsseldorf GmbH, ebenfalls mit dem Geschäftsführer H.P. Alvermann, notarisch angezeigt. Der Gegenstand dieses Unternehmens war die Einrichtung und der Betrieb einer Buchhandlung, eines Verlages, eines Clublokals, einer Galerie und ähnlicher Einrichtungen mit dem Ziel, die kulturelle und politische Volksbildungsarbeit des RC e.V. zu fördern und die Gewinne aus seinen Unternehmungen dem begünstigten gemeinnützigen Verein für seine Arbeit zur Verfügung zu stellen.

Schon bald nach ihrer Gründung, geriet die GmbH in finanzielle Schwierigkeiten, aus denen sie sich auch zukünftig nie vollends befreien konnte. So wurde erstmals am 10. Februar 1970 über die Liquidation der GmbH nachgedacht. Sie wurde durch Sanierungsmaßnahmen abgewendet. Ein neu gegründeter Wirtschaftsausschuß und ein ehrenamtlicher Thekendienst im Clublokal sollten die GmbH rentabler werden lassen. Außerdem wurde eine Verpachtung zu bestmöglichen Bedingungen angedacht.

Kompetenzprobleme führten im April 1970 zur Kündigung der Stelle als ehrenamtlicher Geschäftsführer durch H.P. Alvermann. An dessen Stelle trat Alfons Clemens, der zugleich die Funktion des Kassenwarts des RC e.V. und die des Leiters der Marxistischen Studiengemeinschaft im RC inne hatte. Politisch beheimatet war Alfons Clemens in der DKP.

Besonders aktiv und initiativreich im politischen Leben Düsseldorfs sowie in der Zusammenarbeit mit RC's bundesweit war die Arbeit des RC in den Jahren 1968 bis 1970. Danach beginnt die politische Wirksamkeit des Vereins und die ökonomische Rentabilität der RC GmbH abzubrechen.

Bereits im März 1971 muß der Vorstand erstmals einschätzen, "der Verein habe an Bedeutung und Schwung verloren." [3] Über die Bewertung des Charakters und die weitere politische Richtung des RC sowie über den Ausweg aus der Krise war man sich uneins. Gewarnt wurde davor, eine bürgerlich und sozialdemokratisch sogenannte Realpolitik zu betreiben. Eberhard Dreyer, Gesellschafter der RC GmbH, andererseits urteilt: ..." die Zeit ist wohl einfach über derartige Einrichtungen hinweggegangen ... es waren Eintagsfliegen, überall sind sie schon eingegangen, nur in Düsseldorf ist noch eine solche Einrichtung am Leben ... leider ist das RC nie zu einem Treffpunkt linker bürgerlicher Kreise geworden, ... seit Gründung der DKP geriet das RC immer mehr in deren Fahrwasser." [4] Zur gleichen Zeit wird, den Verein betreffend, beobachtet, daß viele seiner Gedanken von anderen Gruppen und Einzelpersonen aufgegriffen worden sind. So habe er als Centrum verschiedener linksstehender Gruppen, nicht zuletzt durch die Bereitstellung seiner Räume, gewonnen. Er konnte jedoch in der Realität nie die ihm angedachte zentrale Funktion innerhalb der Düsseldorfer Linken ausüben, weder ein Ersatz für eine angestrebte politische Organisation oder eine Partei wie o.g. sein, noch die Einheitsfront darstellen, wie sie als die sogenannte APO verstanden worden war.

Man wandte sich im RC gegen eine Vorherrschaft der DKP, auch entgegen der Tatsache, daß wirklich viele Mitglieder der DKP bzw. deren Sympathisanten im RC aktiv vertreten waren. Darüber hinaus fehlte insgesamt jedoch eine breite Mitgliederbasis. Die Zahl dieser ging in den Jahren 1972 bis 1975 dramatisch zurück. In dieser Situation war das ökonomische Engagement der GmbH im RC außerordentlich wichtig. Sie allein trug die Kosten des Vereins und zugleich die der Räumlichkeiten. Trotz Mobilisierung aller Reserven, war im Oktober 1972 ersichtlich, daß die Kosten des Vereins von der GmbH nicht mehr gedeckt werden konnten. Die Umsätze aus dem Clubbetrieb gingen drastisch zurück und glichen kaum mehr die Miete für die Räumlichkeiten des RC aus. In dieser Situation sah der Geschäftsführer Alfons Clemens einen Ausweg aus der Krise in der Auflösung des RC e.V. und dem Einstieg der DKP in den nicht sofort kündbaren Mietvertrag. Dies jedoch lehnte der Eigentümer des Mietobjekts des RC ab.

In einem Dokument zur "Situation des Republikanischen Centrums und der RC- GmbH" vom 5. Okt. 1975, gerichtet an die DKP, schlägt A. Clemens vor, die Liquidation der RC-GmbH zum 31.12. 1975 vorzunehmen. Er schreibt: "Da nach der Liquidation der GmbH das Mietobjekt wegen zeitweiliger Unkündbarkeit erhalten bleibe, biete es sich an, dieses für eine Reihe von politischen Gruppen zur Verfügung zu stellen und die Kosten umlagemäßig auf alle Beteiligten zu verteilen.

An seine Genossen gewandt schreibt er weiter:" Wenn sich heute die Partei (die DKP) kurzfristig ... aus den Räumen herauszieht..., ist mit Folgen zu rechnen, die im Gesamtinteresse der Partei nicht zu vertreten sind ... auch hinsichtlich der persönlichen Verantwortung für das Ojekt, die mir am Ende noch ein Gerichtsverfahren einbringt. Dafür habe ich nicht im Auftrage der Partei im Jahre 1968 zusammen mit anderen Genossen in diesem Bereich gewirkt. ... man bedenke, daß hier ein über Jahre gewachsener Organismus am Ende seiner Entwicklung steht." [5]

Neben der DKP als Nachfolger des RC ist perspektivisch zu diesem Zeitpunkt der Entscheidung über die Vergabe der Räume und bei der Suche eines Nachmieters

u.a. auch an Gastarbeitergruppen Düsseldorfs gedacht worden.

Der letztendliche Ausgang dieses Geschehens ist in dem vorliegenden Schriftgut des RC Düsseldorf nicht dokumentiert.

Bestandsbeschreibung

Das Schriftgut des Bestandes BY 7 Republikanische Centrum Düsseldorf ist das Ergebnis der etwa siebenjährigen Tätigkeit des RC Düsseldorf e.V. und das der Geschäftstätigkeit seiner GmbH. Dieses gelangte im Juli des Jahres 1986 über einen Kurier der DKP in das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (IML), zunächst in seine Bibliothek, später in das Zentrale Parteiarchiv (ZPA). Es war ausgewiesen als Dokumente des Archivs der Gesellschaft "Republikanisches Centrum e.V.", bestehend aus 95 Akteneinheiten in 14 Archivkartons und beschrieben als Rundschreiben, Arbeitsmaterialien, Korrespondenz, Presseberichte und Schulungsmaterialien. Darin überliefert sind v.a. Gründungsunterlagen, Protokolle von Tagungen des Vorstandes und Mitgliederversammlungen, Schriftwechsel u.a. über die Gründungen weiterer Republikanischer Centren bzw. Clubs, Wirtschafts-, Finanz- und Mitgliederunterlagen sowie Materialien über Bildungsveranstaltungen. Sie umfassen einen zeitlichen Rahmen von etwa 1968 bis 1975. Rückschlüsse über die Art und Weise der Archivierung im Archiv der Gesellschaft RC Düsseldorf e.V. erweisen sich als schwierig. Am ehesten ist anzunehmen, daß sich das Schriftgut dort in einer Registratur befand und vor allem aus den persönlichen Ablagen der Vorsitzenden des Vereins und der GmbH, H.P. Alvermann, Alfons Clemens und Dieter Hoffmann überliefert ist. Darauf lassen vor allem die zahlreichen Korrespondenzakten schließen. Darüber hinaus weist das überlieferte Schriftgut zahlreicher Republikanischer Clubs bzw. Clubs Voltaire und das von weiteren linken Parteien, Organisationen und Bewegungen der BRD in der Registratur des RC Düsseldorf auf einen intensiven wechselseitigen Kontakt dieser und auf eine systematische Sammlung von deren grundsätzlichen Dokumenten hin. Es liegt nunmehr ein Bestand von ca. 1,2 lfm Archivgut in 56 Akteneinheiten vor.

Erschließungszustand

Online-Findbuch in ARGUS

Zitierweise

BArch BY 7/...

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