Beantwortete Post, Varia, Linz und Wien: Eingangs- und Ausgangsschreiben
Extent and Medium
22 Archivboxen
Scope and Content
Diese Serie umfasst die Schriftstücke, Postkarten und Fotopostkarten aus der Varia-Korrespondenz von Simon Wiesenthal aus der Zeit in Linz und Wien zwischen 1945 und seinem Tod im Jahr 2005 verzeichnet. Mehrheitlich handelt es sich um den Teil der Korrespondenz, der nicht unmittelbar mit der Suche nach NS-Täterinnen und -Tätern oder der Aufklärung von NS-Verbrechenskomplexen in Verbindung steht. Hervorzuheben sind der regelmäßige Austausch mit Charles Ronsac und seiner Presseagentur Opera Mundi, Paris, die über Jahrzehnte Inhaberin der Veröffentlichungsrechte für die Publikationen von Wiesenthal waren, mit Verlagshäusern, in denen Wiesenthals Bücher veröffentlicht wurden, oder mit der IKG Wien, deren Vorstand er über Jahre angehörte. Manche Eingangsstücke wurden (wahrscheinlich bei der Öffnung) handschriftlich mit einem P für privat versehen. Alle Varia-Schriftstücke aber als privat einzuordnen, würde der Persönlichkeit Simon Wiesenthals nicht gerecht werden. Sichtbar wird das u.a. daran, dass Ausgangsstücke auf Briefpapier des Dokumentationszentrums geschrieben wurden, obwohl der Inhalt privater Natur war. In anderen Fällen wiederum benutzte Wiesenthal Briefpapier mit seiner privaten Postanschrift für Angelegenheiten, die das Dokumentationszentrum betrafen. Die Schwierigkeit zu einer klaren Trennung der Lebensbereiche zeigt sich auch beim Schreibanlass. Ein Beispiel sind die Gratulationsschreiben. Die Absenderinnen und Absender gratulierten Wiesenthal nicht nur zum Geburtstag, sondern auch zu den von Erfolg gekrönten Anstrengungen bei der Suche nach NS-Täterinnen und -Tätern oder zum Erfolg bei der Publikation von Büchern, beispielsweise von: Ich jagte Eichmann, das 1961 in deutscher Sprache erschien und das (nach der Übersetzung in andere Sprachen) seinen internationalen Bekanntheitsgrad noch weiter beförderte. Es meldeten sich aber auch Menschen, die von seiner Arbeit nicht rundweg überzeugt waren oder die versuchten, ihr Tun während des Nationalsozialismus zu rechtfertigen. Als rein privaten Charakters können demgegenüber die Steuerunterlagen, Versicherungspolicen und Arzt- oder Krankenhausaufenthaltsabrechnungen sowie die Korrespondenz betreffend Opferrente für Simon Wiesenthal und seine Gattin Cyla Wiesenthal, mit Rechtsanwälten, mit Familienmitgliedern oder einfach nur mit Menschen betrachtet werden, die ihn für sein Tun verehrten. Als privat sind außerdem die Unterlagen zum Handel mit Briefmarken zu bewerten. Bis zum Ende seines Lebens widmete sich Wiesenthal in seiner wenigen Freizeit der Philatelie mit den Schwerpunkten jüdisches Leben vor 1945 und Alltag in den Ghettos unter der nationalsozialistischen Herrschaft. Simon Wiesenthal war aber nicht nur der Adressat, sondern auch Absender von Korrespondenz. Stets suchte er den Kontakt zu Persönlichkeiten des politischen, wissenschaftlichen und öffentlichen Lebens innerhalb und außerhalb Österreichs. Hervorzuheben sind die Freundschaft bzw. Bekanntschaft zum Schweizer Filmproduzenten Arthur Cohn, zum deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl, zum österreichischen Polizisten und Autor von Kriminalromanen Leo Maier, zum US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan, zum wegen seiner nationalsozialistischen Vergangenheit nicht unumstrittenen Architekten Albert Speer, zum deutschen Verleger Axel Springer, zum israelischen Diplomaten Mordechai Tadmor sowie zur US-amerikanisch-britischen Schauspielerin Elizabeth Taylor. Hierbei fällt auf, dass Wiesenthal diese Adressatinnen und Adressaten nur selten duzte und die Höflichkeitsform des Siezens auch dann noch bevorzugte, wenn der Kontakt schon über Jahre gepflegt wurde.