Reichstheaterkammer
Extent and Medium
Schriftgut
1484 Aufbewahrungseinheiten
Creator(s)
- Reichstheaterkammer (RTK), 1933-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Mit der Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes vom 1. November 1933 (1) wurde die Reichstheaterkammer als berufsständische Gesamtorganisation auf dem Gebiete des Theater-, Varieté-, Kleinkunst- und Tanzwesens errichtet.
Sie entschied über die Eingliederung der zu ihrem Tätigkeitsbereich gehörenden Verbände, Vereinigungen. Des Weiteren unterstützte die Kammer das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda u.a. bei der Erledigung der Anträge auf Bestätigung von Intendanten durch gutachterliche Äußerungen. Darüber hinaus war sie zuständig für jede Zulassung zur Veranstaltung von ständigen für den allgemeinen Besuch bestimmten Theateraufführungen (2).
Folgende Spitzenverbände des deutschen Theaters unterstanden ab 1933 der Reichstheaterkammer:
Deutscher Bühnenverein e.V., Genossenschaft der Deutschen Bühnenangehörigen e.V., Vereinigung der künstlerischen Bühnenvorstände, Deutscher Chorsängerverband und Tänzerbund e.V., Vereinigung der Bühnenverleger e.V., Verband deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten und Einheitsverbund deutscher Berufsmusiker.(3)
In dieser Zeit fungierten als:
Präsident :
1933- 1935 Otto Laubinger
1935- 1937 Rainer Schlösser(4)
1938-1942 Ludwig Körner(5)
ab 1942 Paul Hartmann
Vizepräsident :
1933 Werner Krauss
1933-1935 Rainer Schlösser
ab 1935 Eugen Klöpfer
Geschäftsführer :
1933-1935 Gustav Assmann
1935-1940 Alfred Eduard Frauenfeld (6)
1940-1942 unbesetzt
ab 1942 Hans Erich Schrade
Der Präsident der Reichstheaterkammer, Rainer Schlösser, löste am 6. September 1935 den Deutschen Bühnenverein, die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigen und den Deutschen Chorsängerverband und Tänzerbund auf. Die Auflösung des im Jahre 1846 gegründeten Bühnenvereins wurde am 18. September 1935 ins Vereinsregister eingetragen.
Da die der Auflösungsverfügung zugrundeliegende Satzungsbestimmung nicht durch das Reichsministerium des Innern genehmigt worden war, scheiterte die Auflösung der Genossenschaft der Deutschen Bühnenangehörigen. Sie verlor jedoch sämtliche Mitglieder. Diese übernahm die Fachschaft Bühne.
Im Oktober 1936 trat der Verwaltungsrat mit dem Staatssekretär Funk im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda zusammen und beschloss, die Goebbels-Stiftung aus den Vermögenswerten der Bühnengenossenschaft zu bilden.(7)
Im April 1936 gliederte sich die Reichstheaterkammer folgendermaßen:
I. Verwaltung (Leiter Heinrich Hustahn)
II. Rechtsamt und Zulassungsstelle (Leiter des Rechtsamts Oskar Lange; Leiter der Zulassungsstelle Gerhard Brückner)
III. Opernreferat (Leiter Bruno von Nissen)
IV. Fachschaft Bühne mit den Fachgruppen (Leiter Gerhard Hermann)
V. Fachschaft Artistik (Leiter Albert Peter Gleixner)
VI. Fachschaft Tanz (Leiter August Burger)
VII. Fachschaft Schausteller (Leiter Paul Damm)
und die Reichsfachverbände:
Genossenschaft der deutschen Bühnenangehörigen e.V.
Deutscher Bühnenverein e.V.
Deutscher Chorsängerverband und Tänzerbund e.V.
Einheitsverband der Tanzlehrer e.V.
Vereinigung der Bühnenverleger e.V.
Reichsverband der Deutschen Artistik e.V.
Reichsverband der Schausteller
Berufsverband der Deutschen Artisten e.V.
Varieté-, Theater-, und Zirkus-Direktoren Verband
Fachverband der Artistenvermittler
Kooperative Mitglieder:
Klara-Ziegler-Stiftung, München
Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele, Berlin
Theater der Jugend
Bühnennachweis GmbH, Paritätischer Stellennachweis der deutschen Bühnen GmbH
Versorgungsanstalt der deutschen Bühnen in München
Kameradschaft der Deutschen Künstler e.V.
Verein zur Förderung gotheanischer Bühnenkunst e.V., Stuttgart
Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Köln
Zu den "kriegswichtigen Aufgaben" der Reichstheaterkammer nach 1943 gehörten außerdem:
-
Rohstoffkontingentierung
-
Transportfragen der Theater und Zirkusse
-
Darlehens- und Unterstützungsangelegenheiten, insbesondere hinsichtlich der Hinterbliebenen oder im Felde Gefallenen
-
Entwürfe für kriegsbedingte berufsständische Regelungen
-
Beaufsichtigung der Ausländerreisen und des Devisenbedarfs der Künstler
-
Laufende Beaufsichtigung derjenigen Künstler, die einer besonderen Zulassung bedurften
-
Einleitung von Kriegsdienstverpflichtungen und Freistellung vom weiblichen Arbeitsdienst
-
Zusammenarbeit mit KdF, insbesondere hinsichtlich der Wehrmachtsbetreuung und mit der Stagma
-
Prüfung technischer Bühnenvorstände
-
Ausländergenehmigungen
-
Gagenüberwachung
-
Sozialeinrichtungen, Zusammenarbeit mit der Versorgungsanstalt der Deutschen Bühnen.(8)
Mit dem Zusammenbruch des "Dritten Reiches" endete auch die Existenzberechtigung der Reichskulturkammer und mit ihr auch die der Reichstheaterkammer.
Anmerkungen:
(1) Reichsgesetzblatt 1933 I, S. 93.
(2 )Organisations- und Geschäftsverteilungsplan der Reichskulturkammer (1935/1936).
(3) vgl. Joseph Wulff: "Theater und Film im Dritten Reich, Gütersloh, 1964.
(4) vgl. BArch, ehem. BDC, RKK, Schlösser, Rainer
(5) vgl. BArch, ehem. BDC, RK/ Certificates, A-Z, Entnazifizierung und RK/Korrespondenz betr. Körner, Ludwig, geb. 22.12.1890, Bd. 1.
(6) vgl. BArch, ehem. BDC, RK/ Vip`s, Entnazifizierungsunterlagen, Frauenfeld, Alfred, geb. 18.05.1898.
(7) vgl. BArch, ehem. BDC, RK (Korrespondenz betr. Ludwig Körner), Bd. 4.
(8) vgl. BArch, R 2/ 4882, Vermerk vom 22. Feb. 1943.
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Bestandsgeschichte
Der Bestand R 56 III Reichstheaterkammer setzt sich aus drei Teilen zusammen.
Der erste Teil, 1959 vom Berlin Document Center an das Bundesarchiv Koblenz abgegeben, ist bereits im Publikationsfindbuch Reichskulturkammer und ihre Einzelkammern, Band 31, veröffentlicht.(9)
Es kommen nunmehr die Sachakten aus den Überlieferungen der Reichskulturkammer (v.a. zu einzelnen Theatern) aus dem ehemaligen Berlin Document Center, ausgegliedert 2005.
Den dritten Teil bilden die Unterlagen der Genossenschaft der Deutschen Bühnenangehörigen, die im Jahre 2001 von der Stiftung Archiv der Akademie der Künste an das Bundesarchiv abgegeben worden sind. Das Archiv der Akademie übernahm diese Akten 1969 vom Theaterwissenschaftlichen Institut der Humboldt-Universität. Enthalten sind u.a.:
-
Konzessionsakten Berlin und Deutschland, ca. 188-1938
-
Streitsachen vor dem Bezirksschiedsgericht Berlin, ca. 1914-1934
-
Schiedsgerichtsstellen Breslau, Dresden, Hamburg, Köln und Schiedsgerichte
-
Unterlagen der Reichstheaterkammer zum Bühnennachweis, zu den Fachschaften Bühne und Artistik und zu einzelnen Theatern
-
Schriftgut des Deutschen Bühnen-Vereins
Anmerkungen:
(9) Wolfram Werner: Reichskulturkammer und ihre Einzelkammern (Bestand R 56). Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs. Bd. 31. Koblenz 1987.
Archivische Bearbeitung
Der bereits vorliegende Teil der Theaterkammer wurde im Wesentlichen mit in Einzelfällen nur leicht geänderten Aktentiteln (R 56 III/ 1-58) übernommen.
Aus der Aktengruppe 2200 des ehem. BDC sind die als Sachakten erkennbaren Unterlagen herausgezogen und in den Bestand R 56 III geordnet (Signaturen R 56 III/ 119-657) worden. Zu beachten ist hierbei v.a. die Übernahme des Klassifikationspunktes "Goebbels-Stiftung für Bühnenschaffende" in die Reichstheaterkammer; der vorher der Reichskulturkammerzentrale zugeordnet war.
Die Gruppe 2221 bestand nur noch aus Splittern der einstigen Vorgänge, die aus Korrespondenzen mit den einzelnen Theatern als Mitglieder der Fachschaft Bühne entstanden. Diese Vorgänge wurden zusammengefügt, wenn es sich um die gleichen Theater handelte. War der Umfang geringer als vier Blatt, ist dies im Bemerkungsfeld festgehalten.
Die Bearbeitung der Abgabe der Akademie der Künste zu Berlin, hauptsächlich mit der Provenienz Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger gestaltete sich als besonders zeit- und arbeitsintensiv. Grund war der Überlieferungszustand der Akten, die aus losem und ungeordnetem Schriftgut bestanden, welches aus dem ursprünglichen Entstehungszusammenhang gerissen war.
Eine erforderliche Vorsortierung erfolgte durch Praktikanten. Die Neubildung und Verzeichnung übernahm Herr Tim Storch; die abschließenden Arbeiten erledigte Frau Kristin Hartisch.
Kassiert wurden nur Doppelstücke und nicht zuzuordnende Einzelblätter, die inhaltlich nicht relevant waren.
Bei der Klassifikation stützte man sich hauptsächlich auf den vorliegenden Geschäftsverteilungsplan, da Aktenzeichen nur sehr sporadisch zu erkennen waren.
Die innere Ordnung der Rechtsschutzakten z. B. gliederte sich nach den Theaterdirektionen, die in einer Art Sammelakte verschiedene Rechtsstreitigkeiten mit Genossenschaftsmitgliedern beinhaltete. Soweit dieser Zusammenhang durch die Überlieferung noch erkennbar war, wurde dieser auch beibehalten, wenn nicht, wurde nach Einzelfällen sortiert.
Zitierweise
BArch R 56-III/...
Erschliessungszustand
Publikationsfindbuch zur Reichskulturkammer (1987), Online-Findbuch (2006).
Zitierweise
BArch R 56-III/...