Bayerische Polizeischule Fürstenfeldbruck

Identifier
Findbuch Bayerische Polizeischule (Fürstenfeldbruck) 1: Bis 1945
Language of Description
German
Dates
1954 - 1972, 1972 - 1945
Languages
  • German
Scripts
  • Latin
Source
EHRI

Extent and Medium

248 Archivalieneinheiten, überwiegend Stehordner, zusammen ca. 15,9 lfd. Meter

Acquisition

Von der Bayerischen Beamtenfachhochschule - Fachbereich Polizei - wurden am 16. Juni 1990 die Akten der Bayerischen Polizeischule Fürstenfeldbruck an das Bayerische Hauptstaatsarchiv abgegeben.

Scope and Content

Im vorliegenden ersten Teil wird die Zeit bis 1945 dokumentiert (ca. 3,9 lfd. Meter), es ergaben sich insgesamt 197 fortlaufende Bestellnummern. Dabei beschränkt sich die eigentliche Aktenüberlieferung zum großen Teil auf die Jahre 1937 bis 1945, aus der Zeit vor 1937 sind nur relativ wenige Dokumente vorhanden. Lediglich die sogenannten "Grundbücher", in denen die Lehrgangsteilnehmer an den "Einheitslehrgängen" der Polizei mit Beurteilungen, Eintritts- und Austrittsdatum aufgelistet sind, haben sich lückenlos vom Jahr 1872 an bis 1938 erhalten (Nr. 163 - 172).

Die Erschließung des Aktenmaterials folgt in erster Linie dem heute gültigen Aktenplan der Bayerischen Beamtenfachhochschule für den Fachbereich Polizei, der auch an der Polizeischule Anwendung findet ("Organisation", "Haushaltswesen", "Personalangelegenheiten", "Lehre"), es war jedoch nötig, einige Gesichtspunkte den besonderen Verhältnissen der NS- und Kriegszeit anzupassen.

So ergab sich beispielsweise Punkt 1.2 (Aufstellung von Polizei-Bataillonen), der aufschlussreiche Informationen zu den Kriegseinsätzen der Polizei und zur Bildung der einzelnen Bataillone, besonders für den Auslandseinsatz der Polizeitruppen in Norwegen und an der Ostfront enthält. Eine Besonderheit stellen auch die - sonst selten erhaltenen - Sammlungen von "Kommandobefehlen" (1.1.1) dar, die zahlreiche Details au dem täglichen Dienstbetrieb der Polizeischule enthalten.

Einen Eindruck von dem oft angespannten Verhältnis zwischen Polizei und SS vermitteln z.B. die verschiedenen "Grußvorschriften" (vgl. z.B. Nr. 40, Nr. 189) und die daraus häufig resultierenden Auseinandersetzungen. Zunehmende Bedeutung im Verlauf des Krieges erhalten die zahlreichen Belobigungen, Verleihung von Ehrenzeichen, aber auch die minutiös vorgeschriebene Gestaltung von Trauerfeierlichkeiten sowie die Repräsentation in der Öffentlichkeit überhaupt (1.4, 1.7 und 2.4). Gleichzeitig gewinnen Luftschutzmaßnahmen (1.6) und kriegsbedingte Sparmaßnahmen an Bedeutung. Ein trauriges Kapitel ist die ständig zunehmende Zahl von Selbstmorden in der Ordnungspolizei (vgl. Nr. 7), dem von Seiten der Obrigkeit auf schärfste versucht wurde, entgegenzuwirken.

Auch die Lehrinhalte (4.2) wurden den Erfordernissen des Kriegseinsatzes angepasst, so finden sich Beschreibungen von Partisanengefechten von der Ostfront ebenso wie das Tagebuch eines in Russland hingerichteten Partisanen, das - ins Deutsche übersetzt - als "Anschauungsmaterial" zu den Kämpfen gegen die "Banditen" gebraucht wurde (vgl. Nr. 176).

Unter den Punkten 5.1 bis 5.3 wurden abschließend einzelne Dokumente zusammengestellt, die das Verhältnis der Polizei zur Organisation der NSDAP und der nationalsozialistischen Ideologie insgesamt illustrieren. Wenn beispielsweise von dem überdimensionalen "Schriftkunstblatt" mit dem Parteiprogramm der NSDAP, dessen Erwerb "dringend nahegelegt wird", von der Polizeischule - trotz des angebotenen Rabatts ab 100 Stück - lediglich zwei erworben werden (vgl. Nr. 192) - ähnlich verhält es sich mit anderem zur Anschaffung empfohlenem Propagandamaterial (vgl. z.B. Nr. 190) - so wirft dieses Detail doch ein interessantes Schlaglicht auf die Begeisterung für das nationalsozialistische Gedankengut.

Die Unterlagen über die abgehaltenen Lehrgänge (4.1) machen ca. 1/3 des Bestandes vor 1946 aus (Nrr. 118 ff.). In den Lehrgangsunterlagen finden sich neben den Namenslisten der einzelnen Teilnehmer mit Beurteilungen auch die Stundenpläne, Lehrstoffverteilungspläne und Prüfungsunterlagen, sowie Erfahrungsberichte des Lehrpersonals, die wiederum lebendige Eindrücke vom Unterrichtsablauf vermitteln. Auch hier zeigt sich der Gegensatz zwischen den Wertvorstellungen und der moralischen Grundhaltung, die das auf der Polizeischule vermittelte Berufsbild des Polizisten prägen sollten, und dem Auftreten beispielsweise von SS-Angehörigen, die auf höheren Befehl hin als Leutnante der Schutzpolizei ausgebildet wurden (vgl. Nr. 120). Dabei wird immer wieder deutlich, unter welch schwierigen Verhältnissen die Polizeiausbildung teilweise stattfinden musste.

Die Gegenüberlieferung in den Akten des Innenministeriums zur Polizeioffiziers- und Schutzpolizeischule Fürstenfeldbruck aus den Jahren 1936 bis 1945 (M Inn 71981- 71983 und 71986) enthält in erster Linie Unterlagen zu Haushalt und Personalwesen, zu Grundstücksangelegenheiten und Baumaßnahmen, insbesondere über den geplanten Neubau einer Hundeabrichtanstalt in Fürstenfeldbruck, sowie betreffend die Weiterverwendung als Ausbildungsstätte der Polizei auf Wunsch der amerikanischen Besatzung.

Zu bestellen sind die Archivalien unter der Signatur "Polizeischule Fürstenfeldbruck (bis 1945), Nr. 1 ff."

Note(s)

  • Aus systematischen Erwägungen heraus wurden zwei durch die Zäsur des Jahres 1945 getrennte Bestände gebildet.

Archivist Note

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