Hentig, Werner Otto
Biographical History
Werner Otto von Hentig (* 22. Mai 1886 in Berlin; 8. August 1984 in Lindesnes, Norwegen; evangelisch), Sohn des Juristen und Staatsministers Otto von Hentig (1901 nobiliert) und dessen Frau Marie, geb. Dankberg. W.O. von Hentig hatte 5 Geschwister, u.a. Hans von Hentig, Kriminologe (vgl. ED 356).Von Hentig war zweimal verheiratet; aus der Ehe mit Natalie von Küngelgen ging u.a. der bekannte Pädagoge Hartmut von Hentig hervor. Aus der Verbindung mit Luise von Mach (seit 1929) entstanden ebenfalls mehrere Kinder. Werner Otto von Hentig besuchte Schulen in Berlin, Donaueschingen und das Joachimstalsche Gymnasium in Gotha, studierte in Grenoble, Königsberg, Berlin und Bonn. 1909 wurde er zum Dr. jur. et rer. pol. promoviert, es folgte die Referendarausbildung und 1911 der Eintritt in den diplomatischen Dienst als Anwärter / Attaché in Peking, dann Konstantinopel und Teheran. Nach der Teilnahme an der Winterschlacht in Masuren wurde er 1915 bis 1917 als Legationsrat nach Afghanistan entsandt, um indische Fürsten im afghanisch-indischen Grenzgebiet zum Aufstand gegen die britische Herrschaft zu bewegen. Diese Reise führte ihn von Konstantinopel über Persien, Afghanistan bis an Chinas Ostküste. Nach seiner Rückkehr wurde von Hentig erneut an die deutsche Botschaft in Konstantinopel berufen. 1920 trat von Hentig aus dem Reichsdienst aus. Er engagierte sich für die Nansen-Stiftung bei der Rettung deutscher Kriegsgefangener aus Sibirien, wurde dann 1921 erneut Geschäftsträger des Reiches zunächst in Estland, in Sofia und schließlich in Posen (Generalkonsul ab 1924 ebd.). In den dreißiger Jahren vertrat von Hentig das Deutsche Reich als dessen Generalkonsul in San Francisco und Bogotá, wo 1935 ein Attentat auf ihn verübt wurde. Nach einem kurzen Einsatz in Amsterdam wurde von Hentig 1936 in den einstweiligen Ruhestand versetzt, es schloss sich die Ernennung zum vortragenden Legationsrat an, die Ernennung zum Botschafter wurde ihm aus politischen Gründen verwehrt. 1937-1939 leitete er die Orientabteilung des Auswärtigen Amts in Berlin. Während des Zweiten Weltkrieges leistete von Hentig seinen Dienst u.a. als Major der 11. Armee (Krim) ab, er war auch als Dozent tätig und leitete Ic-Kurse (Lagefeststellung).Nach 1945 kurzzeitig interniert, beteiligte sich von Hentig am Aufbau des Auswärtigen Amtes in Bonn. Er war Rechtsberater des Evangelischen Außenamtes und des HICOG (Office of the United States High Commission for Germany), hier: Office of Political Affairs, Civic and Legislative Activities Division bis 1951. Von 1952-1953 war von Hentig Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Indonesien, anschließend wurde von Hentig in Saudi-Arabien eingesetzt (bis 1956). 1961 beteiligte sich von Hentig gemeinsam mit Wolf Schenke, Hermann Schwann, Bogislav von Bonin und Theodor Kögler an der Gründung der national-neutralistischen Vereinigung Deutsche Nationalversammlung (VDNV), einer Vorläuferin der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD).
Scope and Content
Der Nachlass des Botschafters Werner Otto von Hentig gliedert sich nach Archiveingang in zwei größere Gruppen: einen 'Altbestand', welcher bereits zwischen 1964 und 1978 sowie 1993 durch den Sohn Hans Wolfram von Hentig an das Archiv des Instituts für Zeitgeschichte abgegeben wurde (11 Bände), und Ergänzungen späteren Datums (31 Bände und 3 Bände).Inhaltlich ergänzen sich die Bestandsgruppen, denn in beiden bilden persönliche Aufzeichnungen sowie Korrespondenz von Hentigs bzgl. seiner Tätigkeit im diplomatischen Dienst die Hauptbestandteile.Liegen hierbei im 'Altbestand' wesentlich maschinenschriftliche Dokumente vor, so findet sich in den Ergänzungen überwiegend handschriftliche Korrespondenz aus von Hentigs aktiver Ausbildungs- und Dienstzeit. In den ausführlichen Briefen an seine Eltern sowohl während der Schulzeit, des Militärdienstes und des Studiums (Bände 12-16) und anschließend von den jeweiligen Einsatzorten aus (Bände 17-25) zeigt sich der weltweit eingesetzte Diplomat Werner Otto von Hentig ebenso wie der engen Heimatkontakt haltende Sohn.Es folgen Korrespondenzen an verschiedene Adressaten - weiterhin beruflich-geschäftlichen Inhalts, und Vorbereitungen zu Veröffentlichungen sowie die später durch den Sohn Hans Wolfram von Hentig herausgegebene Beschreibung der 'Afghanistan-Mission 1915/16' (Bände 26-33).Daneben stehen zahlreiche Kopien seiner Leserbriefe und Manuskripte, die offenbar eher dem tagespolitischen Geschehen entsprungen als geplanten Veröffentlichungen zugehörig waren. Hier finden sich auch einige Hinweise zum politischen Engagement von Hentigs ab den 1960er Jahren (Bände 34-38).Als Besonderheit schließen sich ausführlich überlieferte Dienstpapiere (Zeugnisse, Urkunden) an, welche die verschiedenen Einsatzorte von Hentigs und seine Laufbahn bis 1936 hervorragend belegen, daneben liegen Akten bzgl. militärischer und staatlicher Ehrungen vor (Bände 39-41). Einige Unterlagen zur privaten Person W.O. von Hentig befanden sich in einem weiteren Nachtrag, der die letzten 3 Bände (43-45) umfasst. Hier liegen neben privaten Korrespondenzen mit Ehefrau und Kindern auch Akten zum Spruchkammerverfahren von Hentigs in Garmisch-Partenkirchen, dem Wiedergutmachungsantrag nebst Korrespondenz und einige Aufzeichnungen bzgl. Indonesien und Saudiarabien auch berufliche Korrespondenzen der Jahre 1949-1956 auf.Die Fotos aus dem Nachlass sind gesondert gefasst, jedoch liegen jeweils Kopien der Bilder im Bestand.Das Archiv des Auswärtigen Amtes und das Bundesarchiv Koblenz halten ebenfals Akten zu/über W.O. von Hentig bereit.
Conditions Governing Access
Benutzung gemäß IfZ-Benutzungsordnung, Teilsperrungen jeweils vermerkt. U. Elbracht, 2005